← Zurück zur Übersicht

Mitarbeiter-Posts lassen Netzwerke online wachsen

Sichtbarkeit. Über ihre persönlichen Profile erreichen Linkedin-Nutzer oft mehr Follower als mit Beiträgen von Unternehmensaccounts. So kann die interne Vernetzung in einer Firma gestärkt werden, aber auch Aufmerksamkeit bei Fremden entstehen, wenn die Inhalte relevante Aussagen transportieren.

Janina Stadel
22. Mai 2025
Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Lumos sp

Ich wähle die wichtigsten Erkenntnisse aus, die kurzfristig den größten Mehrwert bieten. Diese setze ich zuerst um.“ Wenn Luisa Müllmann von einer Fortbildung zurückkehrt, teilt sie ihr neues methodisches Wissen auf der Businessplattform Linkedin genauso wie Anleitungen zum Umgang mit Chat GPT oder Gruppenfotos vom Kaffeetrinken mit Kollegen. Die Referentin für Personalmarketing ist bei ihrem Arbeitgeber, dem Gebäudedienstleister Piepenbrock, nicht die einzige, die regelmäßig, zum Teil wöchentlich, Einblicke in ihren Arbeitsalltag in Posts packt und öffentlich verbreitet. Insgesamt 13 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen sehen sich wie sie als Markenbotschafter und verfolgen mit ihren Onlinebeiträgen klare Ziele.

„Ich habe damit angefangen, um mein internes Netzwerk zu verstärken. Vor allem mit Piepenbrockern, mit denen ich im Alltag nicht in regelmäßigem Austausch stehe“, erklärt Müllmann. Doch darüber hinaus profitiert sie auch in ihrer Arbeit im Employer-Branding von der Öffentlichkeit. „Wenn ich Eindrücke aus dem Unternehmen verbreite, identifiziert sich im besten Fall ein Kandidat damit und bewirbt sich bei uns“, ergänzt sie.

Doch wie sie genau die Botschaften aussendet, die ihr beruflich weiterhelfen, musste Müllmann erst lernen. „Bevor ich am unternehmenseigenen Programm Mitwirker teilnahm, habe ich mich gar nicht getraut, etwas zu posten“, sagt die Markenbotschafterin. Erst die Initiative von Social-Media-Managerin Katharina Aßmann habe ihr gezeigt, dass ein Post nur dann erfolgreich ist, wenn er authentisch ist und wichtige Informationen zwar in der Tiefe erfasst, sie aber gleichzeitig auf den Punkt bringt.

„Im digitalen Zeitalter muss man sehen, wie man dahin kommt, auch persönliche Geschichten zu erzählen“, sagt Aßmann. Beim ersten Aufruf, sich als Mitwirker zu engagieren, haben sich im vergangenen Jahr mehr als zehn Piepenbrock-Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen vom technischen Management bis zum Datenschutzbeauftragten gemeldet, um sich in einem zweitägigen Onboarding für ihre neue Rolle ausbilden zu lassen. Im Austausch untereinander haben sie erkannt, dass alltägliche Einblicke für Mitleser deshalb so spannend sind, weil die einen Eindruck vom „echten Leben“ im Unternehmen vermitteln. Dazu gehören das Aufzeigen von unterschiedlichen Aufgabengebieten genauso wie das von Schnittstellen und gemeinsamen Unternehmenswerten.

Worüber genau die Piepenbrock-Mitwirker online berichten, schreibt der Arbeitgeber ihnen nicht vor. Doch bis zu vier Stunden pro Woche können sie sich als Zeitblocker nehmen, um online zu posten, zu kommentieren und zu netzwerken. „Dass die Umsetzung des Programms in diesem Rahmen möglich ist, hängt viel damit zusammen, dass sich unser CEO Arnulf Piepenbrock schnell von der Idee begeistern ließ. Nicht zuletzt nutzt er die Plattform auch selbst schon länger“, erklärt Aßmann.

Ein Jahr nach dem Start kann sie auch in Zahlen beweisen, dass der Zeiteinsatz der Mitarbeiter sich lohnt, um mehr Sichtbarkeit für ihren Arbeitgeber zu generieren. „Im Schnitt werden die Posts, die über die persönlichen Mitarbeiterprofile abgesetzt werden, dreimal so oft gesehen wie die, die wir über unseren Unternehmensaccount veröffentlichen“, sagt sie. Um weitere Netzwerke innerhalb der Branche zu erreichen, hofft Aßmann nun, dass sich bald noch mehr Mitarbeiter aus anderen Abteilungen beteiligen. Dabei denkt sie vor allem an diejenigen, die online bereits mit Kunden vernetzt sind und sie durch ihre Posts langfristig an den Dienstleister binden können.

Doch nicht jedes Unternehmen kann auf die breite Masse von Linkedin-Postern setzen, wenn Botschaften auf der Plattform verbreitet werden sollen. Gerade wer selbstständig in der Immobilienwirtschaft unterwegs ist und sich ein breites berufliches Netzwerk aufbauen will, muss selbst viel Zeit investieren. So etwa die Personalberaterin Lisa Lange. Schon kurz nach der Gründung ihrer Firma Recrunit im Herbst 2023 hat sie in eine Fortbildung investiert, um den richtigen Umgang mit Linkedin zu lernen.

Seitdem setzt sie die Tipps regelmäßig mit professionell erstelltem Content aus Foto- und Videoshootings um. „Ich sehe mich in der Luxusposition, mir einen Videographen leisten zu können. Das ist nicht immer der Fall in der Selbstständigkeit“, sagt sie. Durch die Videos will sie vor allem Nähe schaffen, ihre Inhalte sucht sie passend zu ihrem Zielpublikum aus. „Was Anfragen zu meinen Posts angeht, habe ich eher das Gefühl, vor allem bei Kandidaten gut anzukommen. Ich poste für sie als Zielgruppe Beiträge zu Themen wie Homeoffice-Möglichkeiten, Gehalt oder auch Stellenanzeigen. Manche Posts richten sich aber auch direkt an Arbeitgeber und somit an potenzielle Kunden für mich. Die Hemmschwelle zu antworten liegt bei ihnen deutlich höher, doch man bleibt bei ihnen im Kopf.“

Wenn sie Branchenevents wie die Mipim, den Tag der Bauindustrie oder den Tag der Immobilienwirtschaft besucht, postet sie nicht nur Fotos von vor Ort im Nachgang, sondern kündigt ihre beruflichen Reisen auch vorher an. So konnte sie schon einige persönliche Treffen ausmachen, die sie vorab fest in ihren Reiseplan eingebaut hat.

Neben der Zeit, die sie in die Erstellung der Posts steckt – bei einigen Videos bis zu zwei Tage –, ist sie auch im weiteren Sinne online häufig aktiv. Denn nur wenn sie regelmäßig auf Kommentare anderer Nutzer antwortet, behält sie ihre Sichtbarkeit im Netzwerk oder hat die Chance, von zusätzlichen Followern wahrgenommen zu werden.

Inhalte müssen richtig eingeordnet werden

Die Mühen sollen sich später auszahlen. Ihr Ziel ist es, durch persönliche Posts ganz konkrete Stellenanzeigen von ihren Auftraggebern so bei Linkedin platzieren zu können, dass nicht länger sie Kandidaten aus ihrem Netzwerk ansprechen muss, sondern diese sich bei ihr melden. Dafür müssen die zu besetzenden Stellen genau von ihr beschrieben und eingeordnet werden, um sich von Anzeigen in Stellenportalen zu unterscheiden. Bisher haben sich schon einige Bewerber gemeldet, doch ihre eigentliche Netzwerkarbeit und Direktansprachen können diese Privatnachrichten noch nicht ersetzen.

Aber mit inzwischen mehr als 500 Followern und Videos mit bis zu 1,3 Mio. Impressions ist ihre Kontaktdatenbank innerhalb der Branche über den Online-Weg gewachsen. Möglich sei das laut Lange nur gewesen, weil sie ihren Beiträgen immer eine persönliche Note verleiht und nicht zuletzt auch Informationen aus Studien, Grafiken oder Umfragen teilt. Von deren größerer Zugänglichkeit profitiert sie als Beraterin nicht direkt, aber sie sollen ihren Followern helfen, sich in der Berufswelt innerhalb der Branche zu orientieren. Aus dem Bereich Hochbau ist Lange nach eigenen Angaben damit die einzige und sieht ihre Linkedin-Aktivitäten damit als ihr persönliches Alleinstellungsmerkmal unter den Personalberatern.

Karriere

Der persönliche Eindruck zählt

Karrieremesse. Gespräche zwischen Nachwuchskräften und ihren potenziellen Arbeitgebern standen im Vordergrund beim IZ Karriereforum 2025. Studenten fühlten Recruitern genauso auf den Zahn wie sie ihren Bewerbern.

Köpfe

Uwe Reppegather nicht mehr insolvent

Uwe Reppegather (60) ist nicht mehr privatinsolvent. Die Gläubiger von Reppegather hätten dem Insolvenzplan vor dem Amtsgericht Düsseldorf am 27.

Köpfe

Numa holt Stephan Thoennissen für die COO-Rolle

Als Chief Operating Officer steigt Stephan Thoennissen beim Apartment-Betreiber Numa ein. Er soll die Hospitality-Plattform skalieren.