"Es kommt kein Prinz vorbei"
Frauen in Top-Management-Positionen sind in Deutschland immer noch eine Seltenheit. Doch es gibt sie, die Spitzenmanagerinnen – auch in der Immobilienbranche. Vier erfolgreiche Frauen sprachen beim IZ- Karriereforum über die richtigen Strategien auf dem Weg nach oben.
„Ich habe nicht geplant, Head of Acquisitions zu werden“, sagt Annette Kröger über ihre heutige Spitzenposition bei Allianz Real Estate Germany. Ihr sei nur immer wichtig gewesen sich weiterzuentwickeln. Dazu habe sie die richtigen Gelegenheiten ergriffen. Ähnlich erging es Silvia Schmitten-Walgenbach, Geschäftsführerin von Morgan Stanley Real Estate Investment, im Lauf ihrer Karriere: „Wenn es neue Entwicklungen im Unternehmen gab, habe ich gesagt, da möchte ich dabei sein.“ Dabei habe sie auch einen gewissen Unsicherheitsfaktor in Kauf genommen, vor dem andere zum Teil zurückgeschreckt seien.
Christine Wolff, als studierte Geologin die Quereinsteigerin im Bunde, sieht neben der Fähigkeit zum Netzwerken vor allem im Spaß an der Arbeit das Erfolgsrezept: „Wenn man Spaß an etwas hat, ist man auch gut darin.“ Wolff hat nach ihrem Studium in Australien gearbeitet und später den Sprung ins Management geschafft. Zuletzt war sie für das operative Geschäft des Ingenieurdienstleisters URS Corporation verantwortlich, dem etwa 2.000 Mitarbeiter angehören. Inzwischen hat sie wieder umgesattelt und absolviert in Hamburg ein MBA-Studium.
Stephanie Hottenhuis, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arcadis Deutschland, hält für einen erfolgreichen Karriereweg neben exzellenten Leistungen Auslandsaufenthalte für besonders wichtig. Die Mutter von zwei Kindern hatte vor sechs Jahren die Arcadis-Niederlassung in China gegründet. Auch Schmitten-Walgenbach meint: „Wenn man sich dort behaupten lernt, wo man keinen kennt, steigert dies das Selbstbewusstsein.“
Gerade Letzteres sei aber bei Frauen oft zu schwach ausgeprägt, sind sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. Hottenhuis apellierte deshalb an die weiblichen Zuhörerinnen, mehr an ihre Fähigkeiten zu glauben.
„Frauen sind Weltmeister im Tiefstapeln“, sagt Wolff. Männer hätten kein Problem damit, über ihre Erfolge zu reden. Frauen erwarteten dagegen immer, dass jemand von selbst auf ihre Qualitäten aufmerksam wird. „Im Business kommt aber kein Prinz vorbei“, sagt Wolff. Kröger hält es zudem für wichtig, sich ein dickes Fell zuzulegen. Ebenso von Bedeutung sei aber auch, sich die eigene Weiblichkeit zu bewahren.
Die richtigen Prioritäten setzen
Einen weiteren Fehler, den viele Frauen machen, sieht Wolff darin, dass Frauen viel Fleiß in Dinge investieren, die sie nicht weiterbringen. Die Palette der unnötigen Tätigkeiten reiche dabei von Sammelaktionen, wenn ein Mitarbeiter Geburtstag hat, über die Organisation von Ausflügen bis hin zum Aufräumen, „wenn das Büro mal wieder aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen“.
Wäre eine feste Frauenquote in Unternehmen hilfreich? Während bei dem von Heuer Dialog veranstalteten Fach-Dialog für Personalverantwortliche in der Immobilienwirtschaft am Vortag die Teilnehmer/innen einer Diskussionsrunde unisono eine Frauenquote ablehnten, sind sich die Managerinnen uneinig. „Es muss eine Quote geben. Ohne geht es leider nicht“, meint Schmitten-Walgenbach. Wolff hält eine Quote nur für funktionsfähig, wenn sich die Rahmenbedingungen im Geschäftsleben ändern. Und Hottenhuis spricht sich gegen eine Quote aus, da sie darin eine Überregulierung sieht.
Die Tipps der erfolgreichen Frauen kamen im Publikum gut an: „Das waren mal Geschichten aus dem Real Life“, sagt Premwadee Lauster, Studentin an der Irebs Immobilienakademie in Regensburg. Ihre Kommilitonin Daniela Werner hat ohnehin keine Angst vor eventuellen Ungleichbehandlungen im späteren Berufsleben: „Wir sind doch gut ausgebildet.“