Jetzt kommt die Generation Zukunft
Nachwuchskräfte. Die Jobeinsteiger von heute werden in wenigen Jahren einen großen Teil der Branche ausmachen. Ihre Ideen wollen sie schnell und ohne Umwege umsetzen, statt sich auf langwierige Karrierepläne zu verlassen. In jungen Jahren suchen sie nach dem Sinn ihrer Arbeit in der Immobilienwirtschaft.

Sie sind gekommen, um zu bleiben – und auf dem Weg nach oben haben sie es eilig: Die Nachwuchskräfte, die jetzt von der Ausbildung in den Job wechseln, wollen die Immobilienwirtschaft nachhaltig verändern – nach ihren eigenen Vorstellungen. Digitale Tools sollen ihnen lästige Arbeiten in der Verwaltung abnehmen und lange Fahrtwege sparen sie sich am liebsten, indem sie das Tagesgeschäft vom Homeoffice aus erledigen.
Bei der Umsetzung ihrer Wünsche will die Next Gen einen Sprint hinlegen. Denn schon im Jahr 2030 macht sie laut der Studie Global Talent Barometer der Manpower Group rund ein Drittel aller Beschäftigten in Deutschland aus. Bis dahin wollen die Einsteiger richtig mitmischen und Entscheidungen fällen.
Nach dem Studium bleibt wenig Zeit für die Berufsorientierung. Das weiß Mareike Rathmann. Sie ist seit 2022 bei HIH Real Estate in der Abteilung Employer Branding tätig und berichtet: „Viele kommen frisch von der Uni und kennen noch gar nicht alle Aufgabenbereiche der Branche. Hinzu kommt, dass diese in stetiger Veränderung sind.“
Der Direkteinstieg nach dem Bachelor ist beliebt
Wer sich einmal auf ein Feld eingeschossen hat, etwa durch ein spezialisiertes Studium, will dort auch Fuß fassen. Die beliebteste Option dafür ist ein Direkteinstieg in eine feste Juniorposition nach dem Bachelor. „Praktika zur Berufsorientierung werden weniger“, sagt Rathmann. Der Grund: „Es gibt bei der Next Gen die Tendenz, direkt durchzustarten. Man will sich sofort beweisen und gesellschaftlich relevante Arbeit leisten“, erklärt Rathmann.
Job und Arbeitsumfeld sollen schon beim Einstieg mit der privaten Lebensplanung und der Freizeit zusammenpassen. Dazu gehören etwa die Familienplanung oder die Option, nach ein paar Jahren im Beruf noch einmal den Standort zu wechseln oder eine Zeit lang vom Ausland aus zu arbeiten. Das erfordert personalisierte Langzeitpläne. „Die Karrierewege von anderen Mitarbeitern aus dem Unternehmen kann man immer heranziehen. Sie können Nachwuchskräfte motivieren und es entstehen Vorbilder. Trotzdem kann ein Karriereweg heutzutage nie die Blaupause für einen zweiten sein“, sagt Rathmann.
Zwar vertrauen laut dem Deutschlandreport des Global Talent Barometers 67% der Frauen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren sowie 75% ihrer gleichaltrigen männlichen Kollegen ihrem direkten Vorgesetzten, doch auf eine lange Karriere in einem Großkonzern wollen sie sich nicht verlassen. Nur etwa jeder zweite Arbeitnehmer dieser Altersklasse empfindet seine aktuelle Stelle als langfristig gesichert. 60% der jungen Frauen und 65% der jungen Männer sind allerdings zuversichtlich, bei einem Wechsel schnell eine neue Anstellung zu finden.
„Jeder ist für seine eigene Sicherheit selbst verantwortlich“, sagt Maximilian Seifert. Der 24-Jährige brennt für seine Idee von einem One-Stop-Shop für energetische Sanierungen und hat zusammen mit seinem Freund Simeon Forster das Start-up Greenox gegründet. Dass die beiden nun nicht mehr nur fachlich arbeiten, sondern auch eine wachsende Firma führen müssen, nehmen sie in Kauf. Dazu gehört intensives Netzwerken, um ihrem Geschäftskonzept Sichtbarkeit zu verleihen.
Jakob Wischhusen hat sich vor sechs Jahren Kontakte aufgebaut, um sich Vorbilder für eine eigene Selbstständigkeit im Real-Estate-Versicherungswesen zu suchen. Dabei fällt ihm auf: „Im Gegensatz zu meinem Berufseinstieg vor zwölf Jahren dienen Netzwerke den jungen Leuten nicht mehr nur zur Kundengewinnung.“ Stattdessen wollen sie die Perspektive von anderen Sparten verstehen, um ihr eigenes Produkt besser auf die Bedürfnisse späterer Nutzer abstimmen zu können. Vorbilder suchen sie sich seltener im eigenen Berufsfeld, sondern lassen sich von Werdegängen aus verschiedenen Geschäftsfeldern inspirieren.
Sinnstiftende Aufgaben motivieren besser
Wenn die Branche über die Grenzen der eigenen Sparte hinaus gedacht wird, entstehe weniger das Gefühl, ein Dienstleister zu sein, sondern Teil des kompletten Immobilienzyklus. Der Gedanke an den Zweck einer Immobilie bis zum Endnutzer – und als Teil der Umwelt – treibe junge Kräfte an.
„Wer einen Sinn in einer Aufgabe sieht, ist motivierter, sie zu erledigen. Dabei kommt es weniger auf die Art der Aufgabe an, sondern darauf, welchem Zweck sie dient. Wer versteht, dass die Arbeit an einer Excel-Tabelle Teil eines größeren Vorgangs im Unternehmen ist, erledigt sie gewissenhaft und mit deutlich mehr Motivation“, sagt Rathmann und erklärt damit den Wunsch vieler Berufseinsteiger nach Transparenz auf allen Unternehmensebenen. Diese schaffe bei der Next Gen Identifikation mit der eigenen Rolle und sorge für die Bereitschaft, Stress im Alltag in Kauf zu nehmen. Um die Work-Life-Balance zu wahren, will der Branchennachwuchs zwar nur maximal 35 bis 40 Stunden pro Woche arbeiten, ist aber darüber hinaus bereit, Zeit in Netzwerke und persönliche Fortbildungen zu investieren.