"Ich bin Gründerin, weil ich Kunden ein Zuhause geben wollte"
2005 beschäftigte sich Anastasia Veser zum ersten Mal mit Immobilien. 2021 gründete sie das Bauträgerunternehmen Veser Real Estate und wurde zum Vorbild für ihre Tochter, die die Firma später einmal übernehmen will.
Ihren Einstieg in die Bauwirtschaft fand die Kölnerin Anastasia Veser um das Jahr 2005. Damals investierte sie als Privatier in Immobilien. „Architektur hat mich schon immer fasziniert“, sagt die studierte Geisteswissenschaftlerin. Ihre Leidenschaft wollte sie nach einigen Jahren professionalisieren. „Dafür musste ich zunächst alles rund um das Thema Hausbau lernen. Aber auch Fachwissen zu Formen der Finanzierung und Steuerliches habe ich mir nach und nach draufgeschafft“, fasst die Unternehmerin zusammen.
„Irgendwann habe ich mich dann getraut und 2021 die Firma in ihrer jetzigen Form gegründet.“ Spezialisiert ist sie auf den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern, denn ihre Vision ist es, „Menschen ein Zuhause und somit ein Stück Lebensqualität zu geben“, sagt Veser. Sie sieht Wohngebäude als Lebensraum und legt Wert darauf, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Kunden bei der Planung einzugehen. Damit bezieht sie sich sowohl auf die Budgets ihrer Kunden als auch auf deren persönlichen Wohngeschmack. Sie laufe mit Stolz an Wohnhäusern vorbei, an denen sie mit ihrer Firma mitgewirkt hat.
Ohne kontinuierlichen Fleiß wäre das aber nicht möglich gewesen. Denn auf dem Weg vom Auftrag bis zur Fertigstellung arbeitet Veser mit vielen unterschiedlichen externen Mitarbeitern, Handwerkern und Partnerfirmen zusammen. „Auch dieses Netzwerk musste ich erst einmal aufbauen und ständig am Laufen halten“, sagt sie. Sich selbst sieht sie als Koordinatorin zwischen allen Beteiligten bei einem Hausbau.
„Zeitpläne müssen eingehalten und einzelne Bauphasen abgestimmt werden. Ich muss immer den Überblick behalten und wissen, welche Schritte als nächstes wichtig sind“, beschreibt Veser selbst ihre Aufgaben. Nicht selten müsse sie dabei improvisieren. „Manchmal platzt ein Termin, die Gewerke überschneiden sich, oder ein Partnerunternehmen fällt komplett aus. Dann heißt es schnellstmöglich Ersatz finden, neue Angebote einholen oder gleich mehrere Folgeschritte neu aufeinander abstimmen. Um zu wissen, worauf es dabei ankommt, braucht es Erfahrung, und die wächst mit jedem Auftrag.“
Unterstützung bekommt Veser jetzt von ihrer Tochter Isabelle. Mit 29 Jahren promoviert sie im Fach Philosophie und parallel dazu arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsleitung eng mit ihrer Mutter zusammen. „Wenn ich meine Mutter bei der Arbeit beobachte, dann sehe ich sie als ein Vorbild“, sagt sie. Deshalb wolle sie in ihre Fußstapfen treten und das Unternehmen später einmal übernehmen.
„Meine Mutter hat mir bei meiner Ausbildung immer Freiraum gelassen. Es war nicht ihre Idee, dass ich in die Firma einsteige, diesen Wunsch habe ich selbst entwickelt.“ Als Vorbereitung auf ihre Rolle als Nachfolgerin engagiert sich die Tochter in Verbänden für Jung- und Familienunternehmer und besucht regelmäßig deren Veranstaltungen. „Dort trifft man auf Gleichgesinnte aus allen Branchen. Der Austausch mit ihnen ist extrem wertvoll.“
Dass sie dabei nicht nur auf Unternehmer aus der eigenen Branche trifft, sieht sie nicht als Nachteil. „Es sind vor allem organisatorische Themen, die man in den Treffen oder bei Veranstaltungen miteinander teilt. Dadurch lernt man die Herausforderungen anderer kennen, was einen selbst für mögliche Problemstellungen sensibilisiert und was manchmal sogar schon mögliche Lösungsansätze mitliefert.“
Den fachlichen Input rund um das Thema Hausbau holt sich die Nachfolgerin direkt bei ihrer Mutter. Dieser ist es wichtig, dass die Tochter sie zu geschäftlichen Terminen wie etwa zu Banken und auch auf Baustellen begleitet, um alle Schritte von Anfang an mitzubekommen, auch wenn das manchmal enormen Zeitaufwand bedeutet.
„Als Frau fällt man auf einer Baustelle immer noch auf. Bei Begehungen braucht man ein selbstbestimmtes Auftreten und muss in Gesprächen mit jedem Partnerunternehmen vor Ort sein Wissen und seine Erfahrung unter Beweis stellen. Auch dieses Auftreten muss man sich aneignen, wenn man als Unternehmerin überzeugen will.“ Am Ende sei die Frage nach der Expertise im Geschäftsleben aber immer wichtiger als das Geschlecht.
Das ein oder andere Thema von der Arbeit besprechen die beiden Unternehmerinnen auch im privaten Umfeld nach Büroschluss, in der Freizeit oder sogar an Feiertagen. Dennoch achten beide darauf, nicht nur Unternehmerinnen-Kollegen zu sein, sondern ebenso das familiäre Verhältnis aufrecht zu erhalten. „Schließlich kommt es mir umgekehrt im Geschäftsleben wieder zugute, dass ich mit meiner Tochter immer mit einer Vertrauensperson zusammenarbeite“, sieht die Gründerin Vorzüge in der besonderen Konstellation.