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Harfid gründet eine Akademie für die Mitarbeiter

Der Essener Baukonzern Harfid hat sich zu einem Projektentwickler gemausert. Damit die gestiegenen Ansprüche des Unternehmens an seine Produkte erfüllt werden können, hat Harfid eine eigene Akademie zur Mitarbeiterschulung gegründet. Dass es das Unternehmen damit ernst meint, lässt sich daran erkennen, dass die Akademie einen eigenen Geschäftsführer bekommen hat.

Thorsten Karl
11. November 2021
Quelle: Harfid, Urheber: Christiane Klieve

Die Mitarbeiter sind das höchste Gut eines Unternehmens, das betonen viele. Wie sich das in der Praxis darstellt, ist jedoch höchst unterschiedlich. Unstrittig ist, dass neue Herausforderungen und Entwicklungen auch Weiterbildung erfordern. Das Essener Bau- und Projektentwicklungsunternehmen Harfid geht diesen Weg jetzt über eine unternehmenseigene Akademie.

Sie ist ein eigener Geschäftsbereich innerhalb der Holding und wird von Denis Busch als Geschäftsführer geleitet. Busch ist darüber hinaus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Bochum im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen. Mit einem mehrköpfigen Team sollen die Mitarbeiter kontinuierlich weiterqualifiziert werden.

Ein erstes Augenmerk der Akademie liegt auf der sprachlichen Qualifizierung. Auf den Baustellen, so heißt es bei Harfid, sind häufig Menschen unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen beschäftigt. Das macht die Kommunikation untereinander nicht immer einfach. Die muss jedoch funktionieren, damit eine Baustelle reibungslos läuft. Um eine dafür ausreichende Verständigung zu erreichen, sei ein gemeinsames sprachliches Wissen notwendig.

Deutschkurse sollen den Beschäftigten ermöglichen, ein gutes Sprachniveau zu erlangen. Das Angebot soll dabei so differenziert ausfallen, dass auch die Vorkenntnisse der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Doch auch jenseits der Baustelle wollen die Kurse die Integration in das tägliche Leben erleichtern. Darum werden dort auch gesellschaftliche und kulturelle Aspekte vermittelt. Das soll allen Mitarbeitern helfen, Deutschland besser kennenzulernen und zu verstehen.

„Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig persönliche Qualifizierung und Weiterbildung sind“, erklärt Unternehmenschef Harfid Hadrovic. „Dies gilt insbesondere für die Immobilienwirtschaft. Denn hier ballen sich die Themen der Zukunft. Kontinuierliches Lernen und Teilen von Erfahrungen gelten in unserem familiengeführten Unternehmen daher als gelebte Kultur. Und anders hätten wir unsere bisherigen Ziele in dieser Form auch nicht erreichen können.“

Interne sowie externe Experten übernehmen die Schulungen. Zudem kommen digitale Lernplattformen, -videos sowie interaktive Konzepte zum Einsatz. Gelernt wird inhouse in dafür eigens geschaffenen Räumen.

Im Wesentlichen erstrecken sich dabei die Themen auf vier Kernbereiche: Fachwissen, Organisation, Kommunikation und Arbeitssicherheit. Konkret geht es um die Vermittlung von Kenntnissen in den Bereichen Digitalisierung, den Einsatz und die Verarbeitung von Materialien, Rechtsfragen und wichtige Vorschriften. Ebenfalls spielt die Vermittlung organisatorischer Praktiken zur Verbesserung der Effizienz eine Rolle. Auch wenn bereits erste Qualifizierungsmaßnahmen laufen, steht die Akademie noch ganz am Anfang. „Schritt für Schritt werden wir das Schulungsangebot und die dafür erforderliche Infrastruktur weiter ausbauen“, sagt Busch.

Im Segment Digitalisierung steht für die Mitarbeiter ein Bauprozess-Management-System im Sinne eines 5D BIM (Building Information Modeling) auf dem Lehrplan. Neben dem „klassischen“ 3D BIM werden bei diesem System als weitere Bausteine die Simulation von Planungen, die Kostenwirkung materialwirtschaftlicher Entscheidungen, die Zeitplanung und das konzentrierte Zusammenführen aller Informationen einbezogen.

Bei einer weiteren Komponente der Schulungsmaßnahmen geht es um den Rückbau der erstellten Immobilie. Dieser Schulungsteil soll als sechste Dimension Eingang in die Fortbildung finden. Auch die Optimierung unternehmensinterner Verwaltungsprozesse inklusive eines digitalisierten Erwerbermanagements zur Verbesserung der Kommunikation innerhalb des Unternehmens sind Teil des Stoffs im Unterricht.

Im Segment Bauprozessoptimierung liegt ein Fokus darauf, dass Dritte die erbrachten Leistungen des Unternehmens auch nachvollziehen können. Hierzu hat die Akademie ein Auswertungstool geschaffen. So entstand ein digitales System für das Mängelmanagement inklusive Dokumentation und Nachweisführung. Die Bewertung der Nachunternehmerleistungen wurde ebenso digital umgestellt. Es wird ein Schema mit verschiedenen Bewertungskategorien aus den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Qualität eingesetzt. Hierzu laufen gleichfalls Schulungen.

Deutlich konkreter wird der Unterrichtsstoff, wenn es um die verwendeten Werkstoffe geht. Hier werden die Mitarbeiter über Entwicklungen, Neuerungen sowie die damit verbundenen Kosten auf dem Laufenden gehalten. So lassen sich frühzeitig Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten der Materialien planen. In der Harfid Akademie stellen externe Spezialisten Innovationen, ihre fachgerechte Anwendung sowie Alternativen vor. In den kommenden Wochen werden sie in mehreren Kursen hierfür unter anderem die Themen Brand- und Schallschutz, Akustik und Nassräume behandeln.

Die Akademie kooperiert mit der Universität Duisburg-Essen

„Eine Studie des Forschungsunternehmens Prognos aus diesem Jahr ergab, dass der Bau und Betrieb von Gebäuden fast 41% der deutschen Treibhausgas-Emissionen verursacht“, heißt es bei Harfid. Darum liegt ein weiterer Fokus auf dem Thema Nachhaltigkeit. So werden die Mitarbeiter über die Verwendung nachhaltiger Bauprodukte geschult. Als Beispiel wird der Einsatz von Hohlkörperdecken genannt. Durch diese kann der Betonverbrauch bei einer Baumaßnahme gesenkt werden. Außerdem wird der Bau mit recycelten bzw. ressourcenschonenden Materialien gelehrt.

Darüber hinaus gibt es interdisziplinäre Arbeitskreise, die sich zum Beispiel um die Optimierung von Datenstrukturen und Prozessen hinsichtlich der Verwendung branchenspezifischer Softwarelösungen kümmern. Schließlich besteht im Bereich BIM eine Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen für die Implementierung und Optimierung von 5D-BIM-Prozessen.

Harfid Hadrovic

Unternehmenschef Harfid Hadrovic kommt 1992 als Flüchtlingskind mit seiner Familie aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland. Er absolviert zunächst eine Ausbildung zum Spezialhochbaufacharbeiter. Schon bei seiner ersten Station handelt es sich um ein ganz besonderes Projekt: die Veltins-Arena auf Schalke. Während der dreijährigen Bauzeit gelingt ihm schnell der Aufstieg zum Polier und später zum Bauführer. Er entwickelt sich stetig weiter – vom Bauleiter zum Projektleiter zum technischen Leiter.

2008, mitten in der Finanzkrise macht sich Hadrovic selbstständig und startet die Harfid GmbH mit 40 Mitarbeitenden und dem Auftrag für die Roharbeiten des Großprojekts Shoppingcenter Limbecker Platz in Essen. Im Jahr 2014 steigt das Unternehmen in die Projektentwicklung ein. Hinzu kommt noch der Bereich Betreuen, sodass Harfid heute als integrierter Projektentwickler und Totalunternehmer agiert.

Parallel zum Ausbau seines Unternehmens absolvierte Hadrovic ein Bachelor- und Master-Studium im Bereich Baumanagement an der Universität Duisburg-Essen. Aktuell promoviert er dort am Institut für Baubetrieb und Baumanagement zum Thema modellbasiertes Bauen in der Ausführungsphase. Gleichzeitig lehrt er an der Hochschule als Dozent in den Fachbereichen Projektmanagement und Kalkulation. Thorsten Karl

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