Die Expo Real als Karrieremarktplatz
Auf der Expo Real geht es um Projekte und Deals – und immer häufiger auch um die Menschen, die diese einfädeln, umsetzen und verhandeln sollen. Das Randthema Personal rückte in diesem Jahr deutlich öfter in den Fokus als bisher. Die meisten Angebote richten sich an Berufseinsteiger, aber Berufserfahrene schauen dort ebenso gerne mal vorbei. Trotz allem Werben um den Nachwuchs, auch eine Selbstständigkeit wurde immer wieder thematisiert und so mancher junge Gründer nutzte die Messe, um sich der Branche vorzustellen.
Am Donnerstag nach der Expo Real hatte Susanna Merkl schon die erste Bewerbung auf dem Tisch. Die Personalleiterin der Bauunternehmung W. Markgraf hatte sich zum ersten Mal auf dem CareerCenter am dritten Messetag präsentiert. „Das war ein Pilotprojekt“, sagt Merkl. Denn als Generalunternehmer sei Markgraf auf der Immobilienmesse eher ein Exot. Dementsprechend gab es auch die eine oder andere Nachfrage, was das Unternehmen „denn so mache“. Doch viele Kandidaten seien auch gut vorbereitet gewesen und hätten Bewerbungsmappen, Lebensläufe oder „Appetizer“ wie Bewerbungsflyer mit dabei gehabt. Mit ihrem Kollegen führte sie zwischen 15 und 20 intensive Gespräche an diesem Tag und hat nun fünf konkrete Unterlagen vorliegen.
Die Messe bewarb den CareerDay mit der Jobbörse CareerCenter auf der Expo-Real-Webseite so prominent wie den Geländeplan oder die Öffnungszeiten und stellte ein eigenes PDF zum Download für den Tag bereit. 22 Unternehmen präsentierten sich dort als Arbeitgeber und beantworteten die Fragen der Kandidaten, darunter JLL, Patrizia, CBRE, GRR, Drees & Sommer, ECE oder Commerz Real. Auch der eine oder andere Berufserfahrene nutzte den dritten Messetag, um sich direkt bei Unternehmen vorzustellen, obwohl sich das Konzept vor allem an Berufseinsteiger und Young Professionals richtet.
Für diese junge Zielgruppe hatte Deloitte am zweiten Messetag einen Vortrag über die Arbeit eines Beraters gehalten – separat in einem Konferenzraum, anderthalb Stunden lang. Rund 50 Studierende von verschiedenen Hochschulen seien gekommen, sagt Steffen Skopp von Deloitte Consulting. Etwa die Hälfte von ihnen habe auch noch einmal einen Tag später beim CareerCenter vorbeigeschaut, und zwar teilweise nur, um sich zu bedanken.
Wie der Arbeitsalltag beispielsweise eines Projektentwicklers aussieht, war auch Thema des CareerDays als Karrierecoach Thomas Körzel drei Berufsbilder vorstellte, die von der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (gif) definiert worden sind. Dr. Philipp Feldmann, CEO von Ypps Immobilien und „lebendes Beispiel“ für einen Projektentwickler, ermunterte das Publikum, auch über eine Selbstständigkeit nachzudenken, wenn sie dazu Lust und Mut verspürten. „Haben Sie Respekt, aber keine Angst“ und „vertrauen Sie sich selbst“, beschwor er die Zuhörer. Er riet ihnen, eine Zeitung zu abonnieren, damit sie die großen Zusammenhänge besser verstehen würden. Denn wer Handelsimmobilien baut, müsse wissen, wie sich der E-Commerce entwickele.
Und die Akteure der Branche sollten auch wissen, welche digitalen Geschäftsmodelle im Entstehen sind. Denn es gibt eine neue Form von „Bewerbern“ auf der Messe, die ihr eigenes Unternehmen bzw. Geschäftsfeld gleich mitbringen: junge Gründer, die mit digitalen Geschäftskonzepten die „old economy“ von sich überzeugen wollen. Für einen Festpreis übernimmt beispielsweise lifelife für Unternehmen die Mieterauswahl und setzt dabei auch auf Datenanalyse. Der Vermieter bestimmt die Auswahlvorgaben. Das Start-up-Team wollte vor allem mit Hausverwaltungen und Investmentfonds sprechen. Doch vor der Messe Termine zu vereinbaren, sei nicht so einfach gewesen, sagt Zane Maurina, Sales & Marketing Associate von lifelife. In München sah es dann ganz anders aus: Sie besuchten die Stände direkt und konnten so mehr als 40 Termine in drei Tagen absolvieren. „Einfach die Firmen direkt ansprechen. Es hat sich gelohnt“, lautet ihr Tipp.
Die Mehrheit der Unternehmen wird wohl weiterhin nur Personal für ihr bestehendes Geschäftsmodell rekrutieren. Dabei wollen sie gleich mehrere Akteure mit neuen Konzepten unterstützen: Die Generation Golf der Immobilienbranche, also die Jahrgänge 1965 bis 1975, will die gerade gegründete Personalberatungsboutique Stoneset Partners vermitteln, wie das Gründungstrio auf der Messe verkündete: die beiden Geschäftsführer Paul Jörg Feldhoff, Managing Partner bei Feldhoff & Cie., und Philip Meier, der zuletzt bei der Apollo-Management-Tochter Lapithus beschäftigt war, sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Nico B. Rottke von der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Stoneset Partners will sich auf Personalberatungsmandate in einer Größenordnung von mehr als 100.000 Euro Festgehalt konzentrieren.
Auf künftige Berufseinsteiger hingegen zielt das Konzept von Personalberater Thomas Flohr, Geschäftsführer von Bernd Heuer & Partner Human Resources. Er will mit einem Pool von 15 bis 20 Unternehmen sehr gute Studenten, auch aus allgemeinen nicht immobilienspezifischen Fächern, für die Immobilienbranche gewinnen. Das Programm soll Praktikumsplätze und Patenschaften anbieten, damit auch Branchenfremde früh einen Einblick in die vielen Berufsbilder der Immobilienwelt erhalten und anheuern.