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Energieberater setzen sich für eine geschützte Berufsbezeichnung ein

Weil sich der Markt für energieeffiziente Produkte ständig weiterentwickelt, sind Energieberater als Experten gefragter denn je. Dabei bringen sie keine einheitliche Ausbildung mit. Verbände aus der Branche sehen das kritisch.

Janina Stadel
30. September 2021
Energieberater sind oft auf einzelne Arbeitsbereiche spezialisiert.
Quelle: stock.adobe.com, Urheber: industrieblick

Die Berufsbezeichnung Energieberater sollte bundesweit gesetzlich geschützt werden“, plädiert Hermann Dannecker, Vorsitzender des Deutschen Energieberater Netzwerks (DEN), und ergänzt: „Es wäre wünschenswert, auf eine europäische Regelung hinzuwirken.“ Bisher zählt die Tätigkeit als Energieberater zu den freien Berufen. In der Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes, die von der Deutschen Energie-Agentur (Dena) betreut wird, stehen rund 11.000 Eintragungen. „Die Hälfte davon ist meiner Einschätzung nach kaum bis gar nicht aktiv“, meint Benjamin Weismann, Geschäftsführer des Bundesverbands Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker (GIH).

Die Mindestanforderungen, um auf die Liste zu kommen, fasst er so zusammen: „Man muss Ingenieur, Architekt oder Akademiker mit ähnlicher Ausbildung sein oder Handwerksmeister im baurelevanten Umfeld.“ Wer diese Bedingungen erfüllt, kann sich zum Energieberater fortbilden. Der Verband hat vor acht Jahren bei der Einführung der entsprechenden Weiterbildungen mitgewirkt. Sie umfassen 200 Kursstunden rund um das Thema Wohngebäude, für Akademiker sind 120 Stunden verpflichtend. Diese können zum Beispiel als Fernstudium absolviert werden und werden von unterschiedlichen Berufsakademien angeboten. Die Zugangsvoraussetzungen sind dabei je nach Anbieter verschieden, Vorkenntnisse aus einem handwerklichen Beruf sind in der Regel aber notwendig. In den Unterrichtseinheiten bekommen die angehenden Energieberater dann Input zu den Themen Energieverbrauch und -versorgung, Wärmedämmung, Lüftung und Modernisierung. Auch auf Kundengespräche werden sie vorbereitet. Abgeschlossen wird die Zusatzqualifikation mit einer Prüfung durch die Handwerkskammer. Wer den Titel Energieberater behalten will, muss zudem alle drei Jahre 24 Weiterbildungsstunden nachweisen können.

Dannecker hält die jetzige Regelung für problematisch für Auftraggeber, da die vermittelten Kompetenzen je nach Weiterbildung nicht immer einheitlich sind. „Ein eigenes nach Kompetenzen gestaffeltes und transparentes Berufsbild für Energieberater könnte es Bauherren deutlich einfacher machen, den richtigen Experten zu finden.“ Das halte er gerade mit Blick auf die aktuellen Trends in puncto Nachhaltigkeit für wichtig. „Energieberaterinnen und Energieberater spielen bei der praktischen Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen entscheidende Rollen“, betont er, doch genau diese Herausforderungen machen die Tätigkeit so schwierig. „Das Tätigkeitsfeld ist enorm breit und bietet Spezialisierungen beste Chancen. Deshalb können Energieberaterinnen und Energieberater der Zukunft nicht nur von einer Zusatzausbildung leben, sondern sollten ihren Beruf in all seinen Facetten erlernen und studieren können.“

Dafür hat das DEN einen groben Richtplan entwickelt. „Es müssten Grundsätze der Berufsethik in einem Leitbild formuliert werden sowie eine klare Staffelung nach Ausbildungs- und Qualitätsstufen. Ebenso ein Leistungsbild und eine Honorarordnung“, erklärt Dannecker die Vorstellungen des Verbands. Außerdem sollten fächerübergreifende Kenntnisse vermittelt werden, die verschiedene technische Spezialgebiete abdecken. Um die Qualität der Ausbildung sicherzustellen, schlägt der Verband vor, sie von einer einheitlichen Kammer überwachen zu lassen. Gisela Renner vom GIH ist von der Notwendigkeit einer geregelten Ausbildung auch deshalb überzeugt, weil sich der Markt und somit die Möglichkeiten für Gebäudeenergie immer weiterentwickeln. „Zwar erleichtern neue Produkte den Bau und die Sanierung energieeffizienter Gebäude, jedoch ist es wichtig abzuwägen, wo welches Produkt seinen sinnvollen Einsatz hat. Hier sind wir eine Entlastung für Architekten, Planer und Fachunternehmen.“

Dannecker sieht in einer geregelten Ausbildung auch Vorteile für die Gewinnung von Nachwuchs: „Mit einem eigenen Berufsbild und einer zielgerichteten Ausbildung mit Blick auf spätere Energieberatungen könnten hier für junge Leute langfristig Perspektiven aufgezeigt werden.“ Damit, so hofft er, würde die Tätigkeit für Berufseinsteiger auch attraktiver werden.

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