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Die digitale Karrierewoche überzeugt

Über 200 exklusive Jobs vom Praktikum bis zur Führungsposition, mehr als 400 Matches und virtuelle Meetings zwischen Ausstellern und Bewerbern: Die erste digitale IZ-Karrierewoche hatte für Jobsucher und Köpfejäger viel zu bieten. Auf seine Kosten kam auch, wer gar keine Stelle sucht: 150 der rund 300 Teilnehmer nahmen Coachings und Lebenslauf-Checks in Anspruch. Das Tagungsprogramm war vollgepackt mit interaktiven Interviews und Vorträgen von insgesamt 31 Akteuren.

Harald Thomeczek
12. November 2020

So rosig wie vor Corona sind die Aussichten für Einsteiger in der Immobilienwirtschaft nicht mehr. „Ich könnte mir vorstellen, dass es für den einen oder anderen Absolventen gerade ein Durchschnaufen gibt“, räumte Pamela Hoerr, Vorstandsmitglied der BayernLB-Tochter Real I.S., zu Beginn der Karrierewoche ein, als der Lockdown light schon in der Luft lag. „Haben Sie ein bisschen Geduld. Das Blatt wird sich in den nächsten zwölf bis 18 Monaten wieder von einer anderen Seite zeigen.“ Die Immobilienbranche komme bislang besser durch die Krise als viele andere Branchen.

Die Verheerungen in Hotellerie und Handel träfen Real I.S. nicht sonderlich. „Wir stellen daher“, betonte Hoerr, „unverändert ein, auch zu Corona-Zeiten.“ Die Assets under Management sollen schließlich in den nächsten fünf Jahren von 10 Mrd. auf 15 Mrd. Euro wachsen. Der Münchner Asset- und Fondsmanager befüllt seine Vehikel mit dem Geld von Sparkassen, Volksbanken, Institutionellen und Privatkunden – und die stünden dank niedrig gehaltener Zinsen weiter unter gewaltigem Anlagedruck.

Hoerr konnte die Menschen, zu denen sie diese Worte sprach, nicht sehen. Anders als auf dem seit 2010 traditionell auf dem Campus der Frankfurter Goethe-Universität ausgetragenen IZ-Karriereforum erblickte sie vor sich auf dem Bildschirm lediglich die Moderatorin der Karrierewoche, Eva-Vanessa Ernst von Heuer Dialog. Vor-Ort-Termine mit Masken, Coachings und Gespräche hinter Plexiglas, ein Abstands- und Hygienekonzept waren durchaus denkbar – die Immobilien Zeitung (IZ) und Heuer Dialog glaubten aber nicht daran, dass unter solchen Bedingungen die besondere Atmosphäre entstehen kann, die die Karriereforen prägen und ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Präsenzveranstaltung ist.

So verlegten die Veranstalter die Messe in den rein digitalen Raum. Das gab den Ausstellern früh Planungssicherheit: Einen Ausfall der Veranstaltung – wie beim Expo Real Hybrid Summit – aufgrund steigender Infektionszahlen und wieder hochgefahrener Beschränkungen des öffentlichen Lebens mussten sie zu keiner Zeit befürchten. Zudem gab es einen Zeitvorteil im Gegensatz zum eintägigen Karriereforum: Hoerr und die anderen Unternehmensvertreter der 27 Aussteller hatten eine ganze Woche Zeit, mit Interessenten und Bewerbern via Matching-Verfahren in Kontakt für ein virtuelles Meeting zu treten.

Speziell für berufstätige Teilnehmer gesellte sich als Pluspunkt hinzu, sich je nach Interessenslage für eine halbe Stunde aus ihrem aktuellen Berufsalltag aus- und in die Jobmesse einzuklinken. Und von dieser Spezies wurden diesmal ungewöhnlich viele Exemplare gesichtet: Jeder Dritte der rund 300 Interessenten steht in Lohn und Brot. Letztes Jahr traf das nur auf jeden Achten zu. Entsprechend war es das wichtigste Ziel der diesjährigen Teilnehmer, „einen neuen Job zu finden“.

Im Jahr 2019 suchten die Teilnehmer in erster Linie einen Direkteinstieg nach dem Studium, gefolgt von einem Praktikumsplatz. Eine Rolle für die große Zahl bereits Berufstätiger dürfte auch die Anonymität des Netzes gespielt haben: Bewerber konnten ihr Profil so gestalten, dass ein Unternehmen erst im Falle eines zustande gekommenen Matchings über ihre Identität informiert wurde.

Die Aussteller zeigten sich, von technischen Verbesserungsmöglichkeiten abgesehen, angetan von der neuen Variante: „Wir möchten ein großes Kompliment an die Organisatoren aussprechen. In einer turbulenten Zeit haben sie es geschafft, technisch, inhaltlich und organisatorisch ein sehr spannendes Format auf die Beine zu stellen, die Aussteller rechtzeitig abzuholen und die Bewerber dafür zu begeistern“, sagt Elena Wiggers, Expert Employer Branding bei ECE. Auch mit der Qualität der Bewerber zeigt sich Wiggers in der Rückschau auf die 22 Matches der ECE zufrieden: „Die Kandidaten waren in der Regel sehr gut vorbereitet, und ihr Lebenslauf bzw. ihre Erfahrungen haben gut zu unseren Stellenprofilen gepasst.“

„Nicht so ungezwungen wie am Messestand“

Wie schon 2019 tummelten sich auch diesem Jahr rund 300 Studenten, Absolventen, Young Professionals und Immobilienprofis auf der IZ-Jobmesse. Pirmin Schuster hat sich bei den Matchings auf seine drei Favoriten beschränkt – welche das waren, das bleibt sein Geheimnis. „Natürlich ist es nicht ganz so ungezwungen wie persönlich auf einem Messestand. Nichtsdestotrotz haben die Gespräche sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich schon leicht unter Druck war, als auf der anderen Seite gleich zwei, drei Personen am Gespräch teilgenommen haben und ich nicht wusste, inwieweit das schon einem Bewerbungsgespräch gleicht.“

Schuster wird im Frühjahr 2021 mit dem Studium fertig und ist auf der Suche nach einem Einstieg als Trainee oder normaler Berufseinsteiger. Bei zwei Firmen, mit denen er auf der Karrierewoche Gespräche geführt hat, will er ausloten, ab wann Stellen frei werden. „Hierzu schicke ich den Unternehmen nochmals Unterlagen zu, damit diese schauen können, wann und wie es am besten passen könnte und worauf ich mich dann konkret bewerben kann.“

Friederike Bobenhausen schließt ihr Masterstudium in Stadtplanung an der RWTH Aachen ebenfalls im März 2021 ab. Diesmal hat sie sich noch mit Gesprächen zurückgehalten – das soll sich aber ändern: „Tolles Format – wird es das im nächsten Frühjahr nochmal geben?“, fragt die 24-Jährige. Klassischerweise würde ihr Weg in eine Behörde oder ein Planungsbüro führen. „Ich interessiere ich mich aber auch für die Projektentwicklung und das Immobilienmanagement. Für mich wären virtuelle Meetings im kommenden Frühjahr, zum Ende meines Studiums, interessant.“ Diesmal nahm sie aus den Young-Professional-Talks mit: „Ein Quereinstieg ist immer möglich.“

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