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Der Nachwuchs sucht nach Sicherheit

Um die eigene Karriere in der Immobilienwirtschaft abzusichern, stecken junge Talente Energie in den Aufbau von Netzwerken und Fortbildungen. Wer sie dabei unterstützt, kann sie an sich binden.

Janina Stadel, Marius Katzmann
19. Oktober 2023
Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Ausgeschriebene Stellen für Traineeprogramme oder Juniorpositionen sind nicht die einzige Möglichkeit, um beruflich in die Immobilienwirtschaft einzusteigen. Das hat der Nachwuchs erkannt. Gedränge vor der Jobwall beim Career Day, der Karrieremesse der Expo Real, herrschte in diesem Jahr deshalb kaum.

„Jobs gibt es momentan nicht im Überfluss“, stellte Laura Henninger fest. Sie ist vor vier Jahren als Portfoliomanagerin bei Universal Investment Luxemburg in die Branche eingestiegen und bemerkt nun, dass sich die Herangehensweisen der jetzigen Hochschulabsolventen bei den ersten Bewerbungen verändert haben. „Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Forderungshaltung gegenüber Arbeitgebern deutlich reduziert“, sagt sie mit Bezug auf Wünsche wie Workation und Sabatticals. Als Kernthemen der Gespräche zwischen Talentsuchern, Studenten und Young Professionals an den Career-Day-Ständen nahm sie in diesem Jahr stattdessen neben Möglichkeiten für flexibles Arbeiten vor allem den Wunsch nach sicheren Arbeitsstellen beim Nachwuchs wahr. Sie ist sich sicher, dass es diese auch in Zeiten von gestiegenen Zinsen, hohen Baukosten und neuen energetischen und baulichen Anforderungen gibt, weil Immobilien immer gebraucht würden. „Die Form und Verwendung könnten sich nur ändern. Hier sind kreative und smarte Ideen gefragt, was ich als großartige Chance für die nächste Generation sehe.“

Breites Wissen steigert den Marktwert

Die Start-up-Gründerin Annika Wagner geht noch einen Schritt weiter. Sie sieht die Next Gen in der Pflicht, Innovationen in der Branche zu etablieren und ihre Transformation voranzutreiben. Dafür sei ein permanenter Austausch mit anderen Branchenakteuren aus allen Segmenten notwendig. Wer sich früh ein breites Netzwerk aufbaut und über die Entwicklungen in allen Sparten auf dem Laufenden hält, könne die Entwicklung von Innovationen von Anfang an beobachten und sich dadurch Know-how aneignen, das vonseiten der Arbeitgeber gefragt ist. Mit ihrer Plattform Futu-Re versucht Wagner deshalb eine Brücke zwischen neuen Lösungsansätzen von Proptechs und den bisherigen Methoden von traditionellen Immobilienunternehmen zu schlagen, indem sie beide Seiten einander vorstellen will. Damit das gelingt, knüpft sie Kontakte zu unterschiedlichen Unternehmen auf Messen, über Social-Media-Kanäle und in Branchenvereinen. „Für mich steht vor allem das Netzwerken mit den beiden Seiten Tradition und Innovation im Vordergrund“, sagt sie und ermutigt mit ihren Posts bei Linkedin und bei Netzwerktreffen auch andere Berufseinsteiger und Young Professionals immer wieder dazu, vom Karrierestart an möglichst viele Kontakte in alle Sparten der Immobilienwirtschaft zu knüpfen. Denn nur wer innovative Lösungen kennt, könne diese in die Unternehmen tragen und somit Zusammenarbeiten anstoßen, die mit Blick auf die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung die Immobilienwirtschaft langfristig weiterentwickeln.

Über Netzwerkarbeit und -treffen hält sich auch Sarah Immer seit ihrem festen Brancheneinstieg auf dem Laufenden. Sie ist Mitglied in mehreren Gruppen wie dem Alumni-Netzwerk Campus, den Most Aspiring Talents (MATs), den Immobilienjunioren und den Netzwerken Rics-Matrics und Future for Real Estate (Fore). Diese Gruppen sieht sie seit ihrem Berufseinstieg als „Anknüpfungspunkte“, um möglichst viele Akteure in allen Segmenten der Branche kennenzulernen und sich somit auch einen Überblick über die Herausforderungen und die Möglichkeiten branchenweit zu verschaffen.

Dieses Wissen hilft jungen Talenten auch, den eigenen Marktwert einzuschätzen. Für Immer, die als Verantwortliche für Marketing und Vertrieb für die Akademie der Immobilienwirtschaft (ADI) tätig ist, ist das eine wichtige Voraussetzung, um sich im Berufsleben behaupten zu können. In Zeiten, in denen Arbeitgeber den tatsächlichen Personalbedarf genau im Blick behalten, regt Immer an, sich Gedanken über die eigenen Fähigkeiten zu machen und sich selbst nach seinen eigenen Alleinstellungsmerkmalen zu fragen. Wer diese nicht für sich definieren kann, könne mit Weiterbildungen zu aktuellen Herausforderungen wie etwa zum Thema Nachhaltigkeit einen entscheidenden Mehrwert für den Arbeitgeber liefern. Aus Studienberatungsgesprächen wisse sie, dass sich viele für diesen Weg entscheiden, um sich für ihren Arbeitgeber „unentbehrlich“ zu machen.

Nur auf die Eigeninitiative von Nachwuchskräften sollten sich Arbeitgeber bei der Suche nach gut ausgebildeten Talenten aber nicht verlassen. Annika Cornelius, Projektmanagerin für Investment bei Ruhr Real, sieht stattdessen die Unternehmen selbst in der Pflicht, dem Netzwerk- und Ausbildungsdrang von jungen Talenten nachzukommen. „Unsere Generation möchte lernen, wachsen und Zeit investieren, um das Beste aus sich herauszuholen“, erklärt die 29-Jährige. Wer hierfür den Grundstein legt, zeige Perspektiven auf und könne Young Professionals, die einen klaren Karriereeinstieg anstreben, mithilfe von Weiterbildungsangeboten an sich binden. Die Investition in den Ausbau von Potenzialen werde von jungen Arbeitnehmern schließlich auch als Wertschätzung der eigenen Person angesehen.

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