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Coach bereitet Azubis auf die Arbeitswelt vor

Berufseinstieg. Neben fachlicher Expertise müssen Jobanfänger in der Ausbildung lernen, wie man sich in der Berufswelt bewegt. Dazu gehören neben Kritikfähigkeit und einem seriösen Auftreten auch Zeitmanagement und Stressbewältigung. Beim Bauunternehmen Mauss Bau gibt es dafür Workshops.

Janina Stadel
24. April 2025
Quelle: Mauss Bau GmbH & Co. KG, Urheberin: Kristina Schlerf

Der Wechsel von der Schule in den Berufsalltag ist für Auszubildende mit Herausforderungen verbunden. Unterstützung dabei bietet das Bauunternehmen Mauss Bau seit dem Jahresstart seinen Azubis an. Insgesamt 35 von ihnen gibt es derzeit im Betrieb. Unter ihnen finden sich neben angehenden Immobilienkaufleuten auch Bauzeichner, Ingenieure und Anlagenmechaniker.

Sie lernen die Berufspraxis im Unternehmen und die Theorie an der Berufsschule. Zusätzlich gibt es für alle im ersten und zweiten Lehrjahr nun 36 Einheiten Coaching, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen sollen. „Die meisten Betriebe lehren, wie man Arbeitsschritte ausführt und für Prüfungen paukt. Aber wer bringt den jungen Menschen bei, wie sie erfolgreich werden, wie sie glücklich werden und wie sie Beziehungen pflegen?“, erklärt Peter Breidenbach. Der Coach will den Azubis dabei helfen, ihre eigenen Talente schon zum Berufsstart zu erkennen, sodass sie sie von Anfang an im Job gezielt einsetzen und in der Folge weiterentwickeln können.

Um die Einsteiger auf die Arbeitswelt vorzubereiten, bringt er ihnen Rhetorik bei, hilft, persönlich passende Lernmethoden zu finden, macht Konzentrations- und Gedächtnistrainings und gibt Tipps zur Stressbewältigung, etwa durch Lerneinheiten zum Thema Zeitmanagement. Durch das Programm soll vor allem das Selbstbewusstsein der jungen Einstiegskräfte gefördert werden, aber auch ihre langfristige Motivation für den Job. Nicht zuletzt soll die Bindung an den Ausbildungsbetrieb gefestigt werden. Denn branchenübergreifend liegt die Abbrecherquote in den Ausbildungen bei rund 50%.

Gerade zu Zeiten des Fachkräftemangels sollen Auszubildende an ihre Arbeitgeberfirmen gebunden werden, sodass sie nach der Lehrphase als vollwertiges und festes Mitglied in die Belegschaft übergehen können. Als Valentina Lang zum ersten Mal von den Workshops gehört hat, war sie bereits im zweiten Lehrjahr zur Immobilienkauffrau. „Anfangs war ich zwiegespalten, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was mich da erwartet“, sagt sie. In den ersten beiden Sitzungen habe sie es vor allem geschätzt, in einem geschützten Raum mit ihren Azubikollegen in den Austausch treten zu können und sie einerseits auf persönlicher Ebene kennenzulernen, andererseits aber auch genauere Einblicke darin zu bekommen, mit welchen Herausforderungen sie in ihrer Ausbildung – je nach Abteilung und Berufsziel – täglich zu kämpfen haben. Dass am Ende der Workshop-Reihe eine Prüfung ansteht, kümmere sie im Moment nicht. „Die Coachings sind nicht wie Schulunterricht. Es geht darum, etwas über sich selbst zu lernen und das mitnehmen zu können. Und das muss man am Ende eben unter Beweis stellen“, sagt sie. So habe sie selbst schon erkannt, dass sie durch pures Bücherpauken weniger gut lernen kann, als wenn sie sich die Inhalte laut vorspricht. „Hätte ich das schon zu Schulzeiten gewusst, hätte ich mich während der Abiturvorbereitungen nicht einfach nur über Stunden in der Bibliothek vergraben“, bedauert sie im Nachgang. Weil sie sich selbst als eher zurückhaltende Person einschätzt, habe Lang von den Einheiten zur Rhetorik und Selbstpräsentation bisher am meisten profitiert – und zwar nicht nur in klassischen Vortragssituationen, sondern auch im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten.

Dieses Ziel verfolgt auch Ausbildungsleiterin Nadine Danders. Sie versucht grundsätzlich sicherzustellen, dass im Unternehmen eine offene Kommunikation über alle Ebenen hinweg gelebt wird und Azubis untereinander im Austausch stehen. „Wir schauen, dass von vornherein immer ein Miteinander gegeben ist“, erklärt sie. Wenn die Azubis durch die Kurse das passende Werkzeug mitbringen und genug Selbstvertrauen aufbauen, um ohne Furcht oder Scham mit anderen Mitarbeitern reden zu können, sollen sie sich und ihre Ideen langfristig besser im Team platzieren und professionell mit Kritik umgehen können.

„Insofern sind die Coachings aus unserer Sicht gut investierte Zeit während der Ausbildung“, sagt Danders. Erste Veränderungen im Auftreten der Nachwuchskräfte haben auch ihre Kollegen schon bemerkt. „In allen Abteilungen herrscht Neugier, was in den Sitzungen passiert“, sagt sie. Nicht zuletzt stehe Coach Breidenbach den Azubis auch außerhalb der Kurseinheiten, in denen statt mit Methoden des Frontalunterrichts auch mit Bewegung und Musik gearbeitet wird, als neutraler Ansprechpartner zur Verfügung.

Kennenlernen schon vor dem Ausbildungsstart

 

Was ihm bei der Arbeit mit den Azubis, die allesamt der Generation Z zuzuordnen sind, schon aufgefallen ist, sei eine Offenheit für das Format, die zu guter Mitarbeit führt. „Überrascht war ich jedoch, dass viele, die direkt aus der Schule kommen, es erst einmal nicht gewohnt sind, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren und stattdessen immer nur Feedback zu ihren Schwächen suchen“, sagt er. Dass diese Einstellung zu zusätzlichem Stress führen kann, weiß Valentina Lang inzwischen. „Ich bin deshalb sehr gespannt auf die Einheit zum Thema Stressbewältigung. Ich versuche immer, mir nichts anmerken zu lassen, wenn ich unter Druck stehe, aber auf Dauer belastet das nur noch mehr“, sagt sie. Dabei gehört Stress für den Coach zur Arbeitswelt dazu. Positiver Stress könne anregend wirken und Leistungen zum Vorschein bringen. Sein Ziel sei es deshalb, der Gruppe zu erklären, wie man diesen Stress richtig kanalisieren und durch gekonntes Zeitmanagement einen Ausgleich finden kann.

Für Danders zahlen die Kurse zudem in das Employer-Branding-Konzept des Unternehmens mit ein. In Stellenausschreibungen und auf Social Media wirbt Mauss Bau bereits mit dem Angebot. Wenn es im Sommer ein erstes Kennenlernen der zukünftigen Auszubildenden gibt, soll Breidenbach mit dabei sein, sodass die Neuen schon vor ihrem offiziellen Start im September wissen, was sie im Rahmen der besonderen Ausbildung erwartet und wer ihr Ansprechpartner sein wird.

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