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Der CFO als Praktikant - für einen Tag

Eckhard Schultz, der für Finanzen zuständige Geschäftsführer der LEG NRW, verließ im Frühjahr seinen Düsseldorfer Schreibtisch und schaute für einen Tag dort vorbei, wo das Geld verdient wird. Der CFO absolvierte ein Praktikum im Kundenzentrum in Remscheid. Eine Einzelaktion, die jedoch sofort die ersten Nachahmer fand.

Sonja Smalian
15. September 2011
Bild: LEG NRW/Ansgar M.

Anfang September präsentierte Eckhard Schultz die aktuellen Zahlen der LEG NRW. Seit Mai 2009 ist er als Geschäftsführer für die Finanzen und das Rechnungswesen des Unternehmens zuständig. Doch der Zwei-Meter-Mann wollte auch einmal hinter die Zahlen gucken und einen frischen Eindruck von der Praxisarbeit erhalten – und entschied sich für ein Ein-Tages-Praktikum im eigenen Unternehmen.

Zumal die LEG gerade einige Veränderungen durchlebt. Mehr als 30 Jahre lang war das Unternehmen ein landeseigener Betrieb, bevor vor wenigen Jahren ein Finanzinvestor die Mehrheit übernommen hat. Der Organisationsrahmen veränderte sich und das Unternehmen soll nun kapitalmarktfähig gemacht werden.

Alltag im Kundenzentrum erleben

Anfang vergangenen Jahres wurde die Steuerung nach Ergebnisbeiträgen umgesetzt. Auf den einzelnen Hauswart wurde die Deckungsbeitragsrechnung heruntergebrochen, und quasi jedes Kundenzentrum erstellt seine eigene Gewinn- und Verlustrechnung. Das sind viele Neuerungen, die auch ein Umdenken für die rund 800 Mitarbeiter nach sich ziehen. Die betreuen 90.180 Wohnungen und 250.000 Mieter in zehn Niederlassungen, 14 Kundenzentren und 100 Mieterbüros. Von den Mitarbeitern vor Ort wollte sich Schultz Feedback für den Strategiewechsel holen. Für sein Praktikum suchte sich Schultz das Kundenzentrum in Remscheid aus – „ein schwieriger Markt“. Der Chef der Zahlen wollte vor Ort erleben, welche Auswirkungen Kapazitäts- und Personalplanung im Alltag haben. Als CFO sei er im operativen Geschäft nicht so verhaftet, wie ein Chief of Operations, so Schultz‘ Erklärung. Es sei ihm wichtig, eine Rückkoppelung für seine Entscheidungen, die er am Schreibtisch fällt, zu erhalten. Auch wenn er regelmäßig im LEG-Land unterwegs ist, ging es ihm um Eindrücke aus erster Hand.

Letztes Praktikum vor 20 Jahren

Rund zwanzig Jahre nach seinem letzten Praktikum bei der HypoVereinsbank in London schaute er wieder einem Kollegen über die Schulter. Sein Handy sei an diesem Tag „weitestgehend aus geblieben“, sagt der 46-Jährige. Er begleitete die Remscheider Mitarbeiter zu einer Wohnungsbesichtigung und machte eine Wohnungsabnahme, inspizierte Keller, las Heizungsstände ab, führte Gespräche mit Mietern und Technikern und erlebte auch, wie die Kollegen auf ihrer Sitzung das operative Berichtswesen einsetzen. Und schließlich wollte Schultz die Antwort auf seine Frage hören: „Was braucht ihr denn?“

Praktikum findet Nachahmer

Schultz‘ „Ausflug“ blieb nicht ohne Folgen. Nicht nur, dass er für sich wichtige Impulse mitgenommen hat. Das LEG-Magazin berichtete über den Austausch von Konzernspitze und Kundenzentrum – und das führte zu Nachahmern. Vier Mitarbeiter hätten inzwischen auch einmal den Perspektivwechsel gewagt, sagt Personalleiter Armin Töller. Für den Praktikumstag hätte es kein konkretes Vorbild gegeben, vielmehr sei die Idee in der gemeinsamen Diskussion entstanden.

Töller sieht den Einsatz von Schultz denn auch vor allem als ein Zeichen. „Schultz ist ein plakatives Beispiel, dass wir Personalentwicklung Ernst nehmen“, sagt Töller. Künftig soll die Methode denn auch regelmäßiger angewendet werden. Führungskräfte, z.B. aus dem Bereich Rechnungswesen, die neu in das Unternehmen kommen, sollen nun die Außenstellen besuchen, damit sie das Unternehmen besser kennenlernen und auch die Bereiche sehen, „in denen das Geld verdient wird“.

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