In der Verwaltersprechstunde gibt es immer Termine – und Antworten
Community. Eine Facebookgruppe bietet Immobilienverwaltern die Möglichkeit, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Zudem gibt es monatliche Expertenrunden zu berufsbezogenen Themen. Dahinter steckt ein vierköpfiges Team, das die Onlinebeiträge moderiert und damit sicherstellt, dass Tipps von Gruppenmitgliedern auch fachlich korrekt sind.
Als Anlaufstelle für kurze Fragen aus dem Arbeitsalltag, aber auch als deutschlandweite Online-Community haben Laura Eckert-Rinallo und Salvatore Rinallo zusammen mit dem Ehepaar Florian und Nina Glaab die Verwaltersprechstunde gegründet. Hinter dem Projekt steckt eine Facebookgruppe, die inzwischen mehr als 1.800 Mitglieder zählt. Die Idee hatte Laura Eckert-Rinallo, als sie zusammen mit ihrem Ehemann Salvatore auf der Suche nach einer Versicherung für das gemeinsam geführte Maklerbüro war. In dieser Zeit kam sie mit dem Versicherungsmakler Glaab und Mitgliedern des Immobilienverbands Deutschland (IVD) in Kontakt. „Durch meine Tätigkeit in der Lehre und durch Seminare, die ich für Immobilienverwalter halte, wusste ich, dass der Beruf es vorsieht, dass man ständig auf dem Laufenden bleibt“, sagt Eckert-Rinallo. Eine Möglichkeit für den „Echtzeitaustausch“, wie sie es nennt, habe in der Branche jedoch gefehlt. Denn auch wenn Verbände wie der IVD immer wieder aufbereitete Informationen für die Mitglieder bereithalten, vermissten viele Verwalter eine Plattform für schnelle, konkrete Fragen, sagt sie.
Mit der Facebookgruppe will das Quartett Abhilfe schaffen. Mehr als 20 Mal pro Tag klingelt inzwischen Eckert-Rinallos Handy, immer dann, wenn ein Gruppenmitglied online eine neue Frage einstellt. „Und die Themen sind vielfältig“, sagt sie. Als Beispiele nennt sie Anfragen zu Versicherungen oder Mietangelegenheiten. Aber auch zu Branchenveranstaltungen tauschen sich die Gruppenmitglieder regelmäßig aus. „Andere teilen ihre Erfahrungen, wenn sie ein neues digitales Tool in ihrem Unternehmen eingeführt haben, oder berichten von Seminaren und Fortbildungen, an denen sie teilgenommen haben“, fasst Eckert-Rinallo zusammen.
Die Antwortquote unter den Gruppennutzern ist hoch. Oft gibt es erste Kommentare oder Tipps schon nach weniger als einer halben Stunde. Um sicherzustellen, dass diese auch wirklich hilfreich für den Fragensteller sind, checkt das Team hinter der Verwaltersprechstunde jeden Kommentar und moderiert Diskussionen, wo es notwendig ist. Dass die Beiträge fachlich korrekt sind und die Netiquette in der Gruppe eingehalten wird, ist Eckert-Rinallo wichtig. Nicht zuletzt deshalb checkt sie auch jede neue Beitragsanfrage. „Mitglied werden kann prinzipiell jeder. Doch bevor wir den Zugang freischalten, müssen einige Fragen beantwortet werden, damit wir sicher sein können, dass neue Mitglieder auch tatsächlich Hausverwalter sind. Dafür brauchen wir einen Klarnamen und überprüfen diesen, wenn nötig, auch online, um zu sehen, ob die Berufsbezeichnung stimmt“, sagt die Gruppenmoderatorin. Der kurze Mitgliedercheck garantiere außerdem, dass der Chat in einem geschützten Rahmen stattfindet. „Mieter oder Vertreter von Unternehmen, die die Gruppe als Werbeplattform ausnutzen wollen, könnten den offenen Austausch stören oder einschränken“, so die Begründung.
Auch die Gruppenmoderatorin gibt regelmäßig Input in die Runde. „Durch meine Lehrtätigkeit zu immobilienrechtlichen und wirtschaftlichen Themen und meine Promotion im Mietrecht halte ich mich immer auf dem Laufenden, was die Rechtsprechung betrifft. In regelmäßigen Abständen poste ich Urteilsbesprechungen und erkläre in verständlicher Sprache die Quintessenz daraus, sodass Praxishinweise abgeleitet werden können“, sagt Eckert-Rinallo.
Einmal im Monat gibt es zudem eine Live-Sprechstunde zu Themen, die in der Gruppe gerade diskutiert werden oder die Verwalter permanent beschäftigen. „Dabei handelt es sich um eine Art Panel-Talk, den ich moderiere“, erklärt Eckert-Rinallo. Als Gesprächspartner lädt sie sich jeden Monat Experten ein. Die Diskussionen werden dann via Zoom ausgestrahlt. Wenn es sich ergibt, trifft die Moderatorin sich mit den Talkgästen auf Branchenveranstaltungen und streamt die Runden von dort aus. So sprach sie beim Deutschen Immobilientag unter anderem mit der Anwältin und Mediatorin Alexandra Sarstedt und dem IVD-Vizepräsidenten Markus Jugan darüber, wie Eigentümerversammlungen konfliktfrei gestaltet werden können. Anfang Oktober besprach Eckert-Rinallo aktuelle Urteile aus dem Miet- und WEG-Recht mit Sven Eikermann, Geschäftsführer von BPT Verwaltung und Beratung. In der kommenden Sendung am 5. November soll es um eine effiziente Schadensbearbeitung gehen.
Finanzierung über Sponsoren
Etwa vier bis sechs Stunden steckt die Moderatorin jeden Monat in die Vor- und Nachbereitung der Panels. Hinzu kommt das tägliche Lesen von Kommentaren in der Community. Ihr Mann übernimmt alle technischen Aufgaben, etwa das Schneiden der Videobeiträge, damit sie auch nach der Liveübertragung noch abgerufen werden können. Die Glaabs sind für das Netzwerken über die Online-Gruppe hinaus zuständig. Sie sollen neue Mitglieder und auch Sponsoren gewinnen. Letztere seien notwendig, um die aufgewendete Zeit und auch Reisekosten für Videoaufnahmen auszugleichen. Dadurch kann die Mitgliedschaft in der Gruppe für Nutzer kostenlos bleiben.
„Wichtig ist für uns aber auch die Kooperation mit dem IVD. Wir profitieren von der Zusammenarbeit allein schon als Qualitätssiegel. Umgekehrt ergänzen wir das Angebot des Verbands, der bislang keine vergleichbare Anlaufstelle für schnelle Anfragen anbieten kann“, sagt Eckert-Rinallo. Ihren Status bewertet die Verwaltersprechstunde aber unabhängig. Die Gruppe sieht sich nicht als „politisches Sprachrohr“ für die Hausverwalter, sondern definiert sich als Informations- und Austauschplattform. Zudem betonen die Initiatoren, dass es sich um ein informelles Netzwerk handelt.