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Immobilienprofis im Porträt: Alexandre Grellier

Bevor sein Vater bei einer deutschen Baufirma anheuerte, lebte Alexandre Grellier in Tunesien und Frankreich. Seine eigene Karriere hierzulande startete er bodenständig mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann bei Fresenius. Doch sein Weg führte ihn bald ins Investmentbanking, zur Commerzbank und zu Lehman Brothers, wo er erstmals mit der prädigitalen Welt der Datenräume in Berührung kam. Um Aktenkeller von Papierbergen zu befreien, gründete er mit Jan Hoffmeister das Proptech Drooms. Seitdem sieht er sich beruflich als tief mit der Immobilienindustrie verwoben. Privat hingegen brennt der Familienvater für Wassersport, Golf, Tennis und die Fliegerei.

Immobilien Zeitung
05. Dezember 2024

Wo wohnen Sie zurzeit?

In einem Einfamilienhaus im Taunus, dessen patiniertes Außenschwimmbad dringend sanierungsbedürftig ist.

Bitte beschreiben Sie Ihr Haus mit ein paar Sätzen.

Als wir das Schmuckstück 2005 gekauft haben, wussten wir, dass wir noch etwas Arbeit hineinstecken mussten. Es war dann eine ganze Menge. Das Haus ist ein typischer 60er-Jahre-Bau – eigentlich ein klassischer Bungalow, aber mit dem Hang zur optischen Täuschung. Da es auf einem Hanggrundstück steht, sah es aus wie ein Erdgeschoss mit Obergeschoss. In Wirklichkeit war es ein Keller mit Erdgeschoss. 2014 haben wir es aufgestockt und komplett in die Moderne katapultiert. Die Wohnlage war schon immer perfekt: ruhig, mit Feldern in Laufweite, wo die Kinder von klein auf lernen, was Ziegen, Bäche und echte Landluft bedeuten – inklusive Dreck an den Gummistiefeln.

Haben Sie bei dieser Immobilie schon einmal selbst Hand angelegt?

Eigentlich nicht. Aber ein bisschen Baustellenluft habe ich in jungen Jahren schon geschnuppert: Als 15-Jähriger habe ich in den Osterferien beim Vater eines Freundes ausgeholfen – einem Teppichleger aus Eschborn. In der damaligen Zentrale der Dresdner Bank – heute der Deutsche Bahn Tower – habe ich in der Vorstandsetage Teppichboden verlegt. Seitdem weiß ich, wie man Nagelleisten setzt und Teppiche mit dem Knie spannt.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Ihrer Wohnung?

Ganz klar die Küche – unsere offene Küche mit dem Tresen, um den sich alles dreht. Hier endet jede Party, hier frühstücke ich mit meinen Kindern, hier ist immer Leben. Eigentlich der Dreh- und Angelpunkt des Hauses … und leider auch der Ort, an dem sich der meiste Kram ansammelt und sich als stummer Vorwurf inszeniert. In solchen „Du musst mal wieder aufräumen“-Momenten werden wie von selbst das Musikzimmer mit dem Klavier oder der Weinkeller zu meinem neuen Lieblingsplatz.

Was muss das perfekte Haus/die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Wärme! Es muss Wärme ausstrahlen – ein Ort sein, der einen einfach anzieht, an dem man gerne ist, der einen willkommen heißt.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

In einer Fischerhütte am Strand im Südwesten von Frankreich.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Wie definiert man „erwachsen“? Ich habe schon als Jugendlicher viel gearbeitet, um mir mein Leben zu finanzieren. Mein erster Job? Zeitung austragen – und zwar im besten Gebiet der Stadt, dank eines Freundes, der ein paar Jahre älter war und sich das profitable Viertel mit den Hochhäusern gesichert hatte. Als er dann etwas Neues fand, gab er mir seinen Job, und so konnte ich ohne viel Rennerei recht ordentlich verdienen. Aber das war nur der Anfang: Ich habe Autolacke in Baumarktregale einsortiert, bei Tennisturnieren im Catering geholfen, in Bars Getränke gemixt … es gibt kaum einen Job, den ich nicht ausprobiert habe.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Das war Zufall. Bei einer Transaktion in der Schweiz sagten Immobilienexperten zu mir, virtuelle Datenräume seien wenig hilfreich, weil man dort keine Baupläne in Echtzeit ansehen könne. Aber ich wusste: Man kann riesige Verträge blitzschnell und direkt einsehen – das ist der Reiz der Technologie! Also habe ich mit meinen Technikern gesprochen, und die haben gesagt: Wenn wir Verträge darstellen können, dann können wir auch Baupläne erstellen. Gesagt, getan. Der Kunde war begeistert und ist uns ab da treu geblieben. So kam ich mit dem Thema Immobilien in Berührung. Ich tauchte tiefer ein und erkannte, dass Immobilien weit mehr sind als nur Orte zum Wohnen oder Arbeiten. Dahinter steckt ein ganzer Markt, und diese Entdeckung hat mich völlig gefesselt.

Was braucht man, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Vor allem Leidenschaft und den Willen, richtig anzupacken – und das bedeutet meist mehr als Nine to Five. Schon in meinen frühen Jahren bei der Commerzbank und später bei Lehman habe ich regelmäßig von morgens bis spät abends gearbeitet, auch am Wochenende, wenn’s nötig war. Es ging dabei nie um Druck von außen, sondern darum, dass ich unbedingt zeigen wollte, was ich kann.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Ich bin vermutlich mein eigener größter Kritiker und neige nicht dazu, Erfolge groß zu feiern. Stattdessen freue ich mich, wenn Dinge wirklich gut funktionieren – besonders wenn es um gemeinsame Erfolge im Team geht. Die Erfolge meiner Mitarbeitenden zu sehen und zu wissen, dass wir als Firma zusammen etwas erreicht haben – das ist die Art von Erfolg, die mich wirklich erfüllt, auch ohne große Feierlichkeiten.

Und wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Ehrlich gesagt, nehme ich Misserfolge oft sehr persönlich – selbst, wenn sie mein Team oder die Firma betreffen, sehe ich mich schnell in der Verantwortung. Und am Ende des Tages nehme ich sie an und versuche damit klarkommen. Ob ich daraus etwas lerne? Schon, allerdings ist Lernen für mich ein ständiger Prozess, unabhängig von Erfolg oder Rückschlag. Das kontinuierliche Lernen ist ein Grundpfeiler meines Lebens – jeden Tag, nicht nur, wenn etwas schiefgeht. Am liebsten lerne ich natürlich, ohne Fehler zu machen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Es gibt ganz viele wunderbare, absolut verlässliche, verantwortungsvolle und partnerschaftliche Menschen in der Branche! Und die bewegen wirklich etwas, auch gesellschaftlich.

Und was stört Sie?

Oft fehlt mir die Demut. Es gibt Menschen, die das Geld anderer fast schon bedenkenlos investieren, weil sie sich auf den großen Namen ihres Unternehmens verlassen – ohne ein Gespür dafür, dass sie mit fremden Mitteln arbeiten. Ein bisschen mehr Bodenhaftung würde der Branche guttun, finde ich.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Das sind doch Klischees, völliger Unfug. Natürlich gibt es, wie in jeder Branche, Menschen, die hart am Wind segeln und dann auch mal umkippen. Aber die pauschale Verallgemeinerung halte ich für absolut unfair. Es gibt in der Immobilienbranche unglaublich viele kluge, integre Menschen, die täglich mit Herzblut und Weitblick an großartigen Projekten arbeiten – und genau mit diesen Menschen umgebe ich mich gerne. Die schwarzen Schafe mag es geben, doch die Mehrheit der Branche macht einfach einen guten, ehrlichen Job.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… sie unglaublich vielfältig ist und reale, greifbare Ergebnisse hervorbringt. In dieser Branche arbeitet man eng mit großartigen, talentierten und enthusiastischen Menschen zusammen, lernt ständig dazu und sieht am Ende konkrete Ergebnisse – Gebäude, Orte, die wirklich einen Impact haben und das Umfeld prägen. Dazu kommt: Viele Tätigkeiten in der Immobilienwirtschaft bleiben auch in Zukunft relevant, weil sie mehr erfordern als Algorithmen – es ist ein Bereich, in dem menschliches Know-how und Verlässlichkeit zählen. Zudem steht die Branche aufgrund von Digitalisierung und ESG vor enormen und damit spannenden und chancenreichen Umwälzungen steht. Das alleine sollte für junge Leute, die gerne gestalten möchten, schon Argument genug für die Branche sein.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich habe das große Glück, genau das zu tun, was ich immer wollte: Unternehmer sein. Klavierspielen und Fliegen sind wunderbare Hobbys, die mein Leben bereichern, aber meine wahre Leidenschaft gehört dem Unternehmertum. Ich schätze mich glücklich, diese Berufung täglich leben zu dürfen.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ja, ich habe tatsächlich eine Lieblingsimmobilie – nicht mein eigenes Haus, aber ein einzigartiges Anwesen an der Atlantikküste bei Cap Ferret. Es ist ein Holzhaus, nachhaltig gebaut, eingebettet in Pinien, die bei warmem Wetter diesen unvergleichlichen Duft verströmen. Von hier aus hat man einen großartigen, erhöhten Blick über das Wasser, und der Sonnenuntergang ist schlicht atemberaubend. Die Lage ist ruhig und das Haus strahlt genau die Wärme aus, die für ein Zuhause typisch ist – einfach ein Ort zum Träumen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Keines im Speziellen, sondern eher eine ganze Kategorie: die typischen Bauten der 50er und 60er Jahre, die damals oft in Eile hochgezogen wurden, um schnell kriegsbedingte Baulücken zu schließen. Diese ‚Bausünden‘ haben oft wenig architektonische Qualität und fügen sich nicht harmonisch in ihre Umgebung ein. Dennoch prägen sie in ihrer Eintönigkeit viele Innenstädte.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Intoleranz in jeglicher Form – ob privat oder beruflich. Ich bin ein großer Verfechter von Teamwork und dem Vertrauen, das daraus entsteht. Wenn dieses Vertrauen fehlt oder Menschen engstirnig agieren, dann bringt mich das zuverlässig aus der Fassung. Ob im Büro oder im Freundeskreis.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Beim Fliegen. In den ruhigen Momenten, wenn kein Funkverkehr ansteht, genieße ich die Stille und den Blick auf die Welt aus einer anderen Perspektive. Das hat für mich etwas fast Meditatives und gibt mir eine wunderbare innere Ruhe.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Fürs Fliegen.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

Grundsätzlich bin in ich ein Fan französischer Musik. Besonders gefällt mir „Je te donne“ von Jean-Jacques Goldman und Michael Jones. Michael Jones, ein britisch-walisischer Musiker, arbeitete eng mit Goldman zusammen. „Je te donne“ wurde 1985 veröffentlicht und kombiniert französische und englische Texte, wobei Goldman auf Französisch und Jones auf Englisch singt. Der Song thematisiert die Überwindung kultureller Unterschiede und das Teilen von Werten. Obwohl Michael Jones Brite ist, bringt er durch seine musikalische Interpretation eine gewisse Gospel-Atmosphäre in das Lied ein.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was?

An ein Picknick auf einer Sandbank.

Und was essen Sie im Urlaub am liebsten?

Erbsen mit Bauchspeck und Kräuter der Provence, ein Rezept meines Vaters. Einfach unfassbar gut.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich reise viel, aber am häufigsten arbeite ich tatsächlich im Büro – und das auch am liebsten. Ich schätze die Dynamik, die in einem Team vor Ort entsteht, und bin überzeugt, dass Ideen und Lösungen gemeinsam oft ganz neue Dimensionen erreichen. Im Büro mit Menschen zu arbeiten, schafft eine besondere Energie, die man im Homeoffice oder unterwegs nur schwer ersetzen kann.

Wie gehen Sie am liebsten aus? Eher zum Essen im Restaurant, tanzen in der Diskothek oder mit Kulturprogramm? Und in welcher konkreten Location kann man Sie öfter mal antreffen?

Am liebsten gehe ich essen, sowohl privat als auch geschäftlich, weshalb man mich oft in leckeren Restaurants antrifft. Eine weitere Leidenschaft ist das Theater, vor allem in Paris, und gelegentlich auch die Oper, die ich gerne in verschiedenen europäischen Städten besuche. Auch in Frankfurt kann man mich gelegentlich in der Oper antreffen. Als Drooms engagieren wir uns auch im kulturellen Bereich und unterstützen die Non-Profit-Organisation Fedora, die sich von der Opéra Garnier in Paris aus für die Förderung von Oper und Ballett in ganz Europa einsetzt. Es ist inspirierend, Teil dieser kulturellen Reise zu sein.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Jan Josef Liefers. Seine Vielseitigkeit als Künstler und Persönlichkeit fasziniert mich. Ich schätze es, mich mit Menschen zu umgeben, die in ihren Bereichen brillieren und Horizonte erweitern. Liefers ist jemand, der in so vielen Themengebieten versiert ist, dass ein Abend mit ihm sicherlich inspirierend wäre.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

Absolut mit niemandem. Das mag ungewöhnlich klingen, aber ich bin überzeugt, dass jeder sein eigenes Leben mit all seinen Facetten und Herausforderungen hat, und genau das macht es einzigartig. Weder zieht es mich auf die Yacht von Elon Musk, noch möchte ich plötzlich irgendwo in einer Baumschule stehen. Mein Leben ist mein eigenes Abenteuer, und ich könnte mir nichts Besseres vorstellen.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Eine gewisse Entspanntheit und die echte Freude am schönen, guten Essen. In Ländern wie Frankreich ist das Essen ein Kulturgut, das mit Hingabe zelebriert wird – hier ist es oft eher Mittel zum Zweck. Natürlich ist das pauschal gesagt, und ich kenne viele Menschen hierzulande, die ebenso genussvoll leben. Aber etwas mehr Laissez-faire und kulinarischer Enthusiasmus würde Deutschland gut tun.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Das ist eine gute Frage. Mit 100.000 Euro zur freien Verfügung hat man eine gesellschaftliche Verantwortung. Ich habe das große Glück, wirtschaftlich gut aufgestellt zu sein, und würde dieses Geld dafür einsetzen, in meinem direkten Umfeld Gutes zu tun. Gerade in Zeiten voller Unsicherheiten und Herausforderungen kann jeder Beitrag eine Hilfe sein. Und sei es auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein – denn auch der kann einiges bewirken.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

 

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