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Gaudís Nachfahren kommen

Die Stuttgarter Nord-Süd Hausbau hat gerade vier spanische Bauingenieure eingestellt und die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main holte jüngst 50 junge Menschen aus der Partnerstadt Madrid an den Main, um sie an Ausbildungsbetriebe zu vermitteln. Die prekäre Lage am Arbeitsmarkt in einigen südeuropäischen Ländern erhöht die Mobilität von Fachkräften und stellt die Unternehmen vor neue Aufgaben.

Sonja Smalian
02. Mai 2013
Bild: BilderBox.com

Neue Denkweisen und andere Herangehensweisen ins Unternehmen zu holen. Das war der Wunsch von Frank Talmon l’Armée. Deswegen blickte der Geschäftsführer der Stuttgarter Nord-Süd Hausbau vor zwei Jahren für die Personalrekrutierung erstmals über die deutsche Landesgrenze hinaus nach Spanien. Ausschlaggebend für das Zielland sei die ähnliche Mentalität gewesen, sagt Talmon l’Armée. Auch das Fachliche habe dafür gesprochen: Die spanischen Vorschriften ähnelten dem deutschen Baurecht und nicht zuletzt sei das Land „von der Architektur wunderbar“, schwärmt er.

Im Spätherbst vergangenen Jahres schaltete das knapp 50 Mitarbeiter zählende Unternehmen eine Stellenanzeige auf drei spanischen Jobportalen. Die Anzeige war weitgehend auf deutsch mit einem spanischen Satz: „Möchten Sie Ihre Karriere in Deutschland starten?“ Die Antwort war ein vielhundertfaches Ja. Denn die anhaltende Krise auf den Arbeitsmärkten in einigen südeuropäischen Staaten zwingt zur Mobilität (vgl. auch „RICS erhält im Süden mehr Zulauf„, IZ 12/13).

Eine deutliche Zunahme der Bewerbungen aus Spanien, Griechenland, aber auch Italien hat auch Andreas Richter in den vergangenen zwei Jahren beobachtet. Den Geschäftsführer der Kölner Personal- und Unternehmensberatung proJob erreichten teilweise Bewerbungen mit verzweifelten Hilferufen. Neben Jung-Akademikern gebe es auch Interesse aus der Altersgruppe 30 bis 50.

Bei der Nord-Süd Hausbau kamen rund 70 Bewerber in die engere Wahl und 14 Interessenten wurden zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Talmon l’Armée persönlich flog für zwei Tage nach Alicante und Madrid. Ursprünglich wollte er nur ein oder zwei Bewerber einstellen, doch dann überzeugten ihn vier Kandidaten. Mit ihnen, darunter einer Frau, hat er Verträge abgeschlossen. Doch damit war es nicht getan. Um die Integration in ein Arbeitsleben in Deutschland zu erleichtern, kümmert sich die Firma ganz besonders um die Neuzugänge: Im einwöchigen Abstand kamen sie nach Stuttgart und nach Köln, damit die knapp 50 Mitarbeiter Zeit hatten, die neuen Kollegen kennenzulernen. Den Flug und die Kosten für den ersten Monat im Hotel übernahm Nord-Süd Hausbau. Auch den sechsmonatigen Deutschkurs trägt das Unternehmen. In dieser Zeit müssen die vier Spanier nur 75% bzw. 80% arbeiten. Die vier Bauingenieure bzw. Architekten – in Spanien sei die Ausbildung der Architekten deutlich technischer ausgeprägt – sind zwischen 30 und 49 Jahre alt. Sie ergänzten sich sehr gut und bildeten zusammen den gesamten Zyklus eines Projekts ab. Nachahmern empfiehlt Talmon l’Armée, die Auswahlgespräche immer vor Ort im Land der Bewerber zu führen, denn das erleichtere die Gesprächsführung.

Offen für die Integration von ausländischen Arbeitskräften muss sich auch das Handwerk zeigen, denn hier ist der Fachkräftemangel inzwischen deutlich spürbar. Keine einzige Bewerbung habe sie auf die Ausschreibung eines Ausbildungsplatzes erhalten, sagt Sonja Feucht vom Heizungs- und Sanitärbauer Bruder + Feucht aus Bad Homburg. Deswegen hat sich das Unternehmen auch an der Initiative der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main und des Hessischen Wirtschaftsministeriums beteiligt, die im April dieses Jahres 50 junge Leute aus Madrid für ein zehntägiges Schnupperpraktikum eingeladen hat. Vier junge Menschen, teils mit, teils ohne Ausbildung und deutsche Sprachkenntnisse, lernte Feucht auf diesem Wege kennen, denen sie ihren Betrieb vorstellte. Zwei wird sie im Mai auswählen, die dann ab August bei ihr eine Ausbildung beginnen – und hoffentlich auch beenden werden.

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