Von der deutschen "Lindenstraße" ins kanadische Maklerbüro
Mehr als 50 Folgen lang trat Urs Villiger in der TV-Serie Lindenstraße auf. In der Rolle des Gastronoms Julian Hagen mischte er die Langzeitserie als Schürzenjäger und Manipulator auf. Das TV-Set hat Villiger inzwischen seit fast sechs Jahren gegen ein Maklerbüro eingetauscht. Der gebürtige Schweizer heiratete eine Kanadierin, zog nach Toronto und legte dort die entsprechenden Zulassungsprüfungen ab. Wie er den Quereinstieg in die Immobilienwirtschaft erlebt, erzählt er im Interview.
Urs Villiger: Ich hatte damals versucht, eine Stelle als Unternehmensberater zu kriegen, einen Job, den ich bereits in Köln in Teilzeit ausgeübt hatte. Das hat aber nicht geklappt, und so habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht. In Kanada ist der Beruf des Immobilienmaklers sehr weit verbreitet. Ich bin immer wieder in Kontakt mit Maklern gekommen und habe mit ihnen diskutiert. Irgendwann habe ich mir gedacht, warum nicht? Den finanziellen Background hatte ich bereits, und Immobilien interessieren mich seit jeher.
Villiger: Er war ein fließender Übergang. Immobilien sind ein Beziehungsgeschäft. Es braucht sehr viel Zeit, um sich ein Netzwerk zu schaffen, welches dann zu Aufträgen führt. So gesehen war ich für eine Weile parallel in beiden Berufen tätig. Erst nach und nach habe ich gemerkt, dass ich als Schauspieler in Kanada auf keinen grünen Zweig komme. So bin ich schließlich zum Vollzeit-Makler geworden.
Villinger: Nein, es gibt nichts zu bereuen. Eine neue Herausforderung bedeutet immer eine Bereicherung des Lebens.
Villiger: In Kanada ist das üblicherweise ein Mix. Rechtlich gesehen muss jeder Makler an einer so genannten Brokerage angeschlossen sein. Meine Arbeit ist aber vergleichbar mit einem Freiberufler, ich habe komplette Entscheidungsfreiheit.
Villiger: Wir haben hier ein rechtlich reguliertes System. Alle Brokerages und Makler sind registriert. Brokerages sind meist Franchises, es gibt aber lokal auch einige sehr erfolgreiche Familienbetriebe.
Villiger: Es sind Prüfungen abzulegen, was ungefähr sechs Monate bis ein Jahr dauert. Bei erfolgreichem Abschluss erhält man die Maklerlizenz. Um diese zu behalten, muss man regelmäßig alle zwei Jahre weitere Schulungen durchlaufen.
Villiger: Drei bis vier Prüfungen zu diversen Themen des Immobiliengeschäfts.
Villiger: Der Anfang war schwierig: ein Neuling zu sein, ohne großes Beziehungsnetz. Das verlangt viel Ausdauer.
Villiger: Immobilien sind hier ein 24/7-Business. Ich muss immer bereit sein für die Kunden. Da gehören Wochenenden dazu.
Villiger: Kommt etwas darauf an, auf welchen Bereich man sich spezialisiert. Bei Wohnimmobilien kann ein Kauf bzw. Verkauf rasch zu einer Provision von 20.000 CAD bis 30.000 CAD führen, bei einer Miete sind es eher um die 2.000 CAD. Spezialisiert man sich auf Gewerbeimmobilien, kann eine Provision gerne bei 200.000 CAD liegen. Die Frage ist, wie gut ist mein Netzwerk von Freunden und Bekannten und welche Art und Anzahl von Aufträgen kann ich damit generieren. Die Aussichten sind generell sehr gut. Allerdings gibt es in Toronto mehr als 20.000 Makler. Die Konkurrenz ist damit sehr groß.
Villiger: Ist hier genau gleich.
Die Fragen stellte Andreas Nöthen.