TLG-Aufsichtsratschef sieht Aktionärswohl gefährdet
Die Ouram Holding, der Großaktionär von TLG Immobilien, will den Aufsichtsrat der Gewerbeimmobilien-AG umkrempeln. Jetzt hat sich Aufsichtsratschef Michael Zahn zu Wort gemeldet.
Zahn, sein Stellvertreter Michael Bütter und Helmut Ullrich, der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, sollen das Kontrollgremium, so will es Ouram, verlassen und durch vier von Ouram vorgeschlagene Kandidaten ersetzt werden. Vier, weil der langjährige Aufseher Claus Nolting seinen Posten zum 31. Dezember 2018 vorzeitig geräumt hatte. Die Neubesetzung des Aufsichtsrats soll im März erfolgen, weshalb der mit gut 23% größte Minderheitsaktionär der TLG die zügige Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragt hat. Der TLG-Vorstand hat signalisiert, dass er dem Willen des Großaktionärs entsprechen will.
Aufsichtsratsposten müssen im Mai ohnehin nachbesetzt werden
Zahn versteht nicht, so schreibt er in einem auf den 24. Januar datierten und auf der Internetseite der TLG veröffentlichen Brief an die (übrigen) Aktionäre, weshalb die Neubesetzung des Aufsichtsrats nicht bis zu der für den 10. Mai 2019 geplanten ordentlichen Hauptversammlung des Gewerbeimmobilienbestandshalters warten kann. Schließlich hätte dann ohnehin über die Neuwahl von Aufsichtsratsmitgliedern entschieden werden müssen: Sein – Zahns – Mandat ende dann nämlich und er stehe nicht für eine Fortsetzung desselben zur Verfügung – was Vorstand und Aufsichtsrat auch „seit geraumer Zeit“ wüssten und weshalb bereits ein Auswahlprozess für Nachfolgekandidaten laufe. Zudem läuft im Mai auch der Vertrag von Bütter aus, und der Posten von Ex-Kollege Nolting muss ja sowieso nachbesetzt werden.
Ouram hatte im Mai 2018 bereits einen Vertreter aus den eigenen Reihen in den Aufsichtsrat der TLG entsendet: Intown-Deutschlandchef Sascha Hettrich. Zur gleichen Zeit zog auch Stefan Kowski auf Vorschlag des zweitgrößten TLG-Aktionärs Gerhard Schmidt (16%) in das Kontrollgremium ein. Nun sollen nach dem Willen von Ouram auch Beatrice Ruskol, Amir Ramot, Klaus Krägel und Jon Lurie in den Aufsichtsrat gewählt werden. Damit wären fünf von dann sechs Aufsichtsräten gleichsam dem Ouram-Lager zuzurechnen.
Vor diesem Hintergrund könnte, warnt der scheidende Chefaufseher Zahn, „zukünftig von einem Minderheitsaktionär kontrolliert werden, ohne dass dieser den anderen Aktionären die Möglichkeit gibt, ihm Aktien im Rahmen eines Kontrollübernahmeangebots anzudienen“. Denn Ouram würde selbst mit den 6% der TLG-Anteile, die sich das Unternehmen des israelischen Investors Amir Dayan vergangenen Dezember gesichert hat, unterhalb der magischen 30%-Schwelle bleiben. Erst deren Überschreiten löst eine Pflicht zu einem solchen Übernahmeangebot an die anderen Anteilseigner aus.
„Die Geschäftspolitik der TLG nach seinen Wünschen auszurichten“
„Mit einer Kontrolle über den Aufsichtsrat“, schreibt Zahn weiter, „wäre es Herrn Dayan möglich, den Vorstand neu zu besetzen und damit die Geschäftspolitik der TLG nach seinen Wünschen und Prioritäten auszurichten. Somit könnten Unternehmensinteressen, insbesondere die der anderen Aktionäre, vernachlässigt oder gar ignoriert werden.“ Wie wahrscheinlich ein abermaliger Austausch des Vorstands ist, sei dahingestellt: Die beiden amtierenden Vorstandsmitglieder, COO Jürgen Overath und CFO Gerald Klinck, waren erst im September 2018, also lange nach dem Einstieg von Ouram Anfang des vergangenen Jahres, für Niclas Karoff und Peter Finkbeiner ins Amt gekommen.
Besonders fragwürdig findet Zahn, dass Dayan auch den Vorsitzenden des Prüfungsausschusses Ullrich, dessen Mandat noch bis 2021 läuft, so kurz vor der Hauptversammlung durch jemanden ersetzen will, der mit den TLG-Zahlen nicht vertraut ist. Auch dies zeige, so Zahn, dass Dayan „möglichst schnell und ohne unabhängigen Aufsichtsratsbesetzungsprozess in eine Position kommen will, die TLG zu kontrollieren“.
Ouram sieht dringenden Handlungsbedarf
Ouram mag diese Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Auf Anfrage der Immobilien Zeitung erklärt der Investor mit folgenden Worten, weshalb er es so eilig mit der Neubesetzung des TLG-Aufsichtsrats hat: „Wir sind besorgt, dass Mitglieder des Aufsichtsrats von TLG Immobilien möglicherweise nicht länger in der Position sind, die Entwicklung des Unternehmens effektiv zu unterstützen. Es handelt sich hierbei um eine dringliche Angelegenheit, denn mehrere Aufsichtsratsmitglieder haben entschieden, ihre Ämter als Aufsichtsräte zur Verfügung zu stellen.“
Den Vorwurf, die TLG als Minderheitsaktionär kontrollieren zu wollen, weist Ouram zurück: „Anschuldigungen, dass Ouram versuche, das Unternehmen über den Aufsichtsrat zu kontrollieren, entbehren jeder Grundlage. Ouram ruft andere Aktionäre auf, eigene Kandidaten vorzuschlagen, und ist offen dafür, geeignete Kandidaten zu unterstützen. Wir streben eine Lösung an, die im Sinne aller Aktionäre und des Unternehmens ist.“
Das sind die Ouram-Kandidaten
Bei den von Ouram vorgeschlagenen Kandidaten handelt es sich um die Finanzchefin von PBM Construction Germany, Beatrice Ruskol. Ruskol ist Jahrgang 1977 und wurde in der israelischen Stadt Haifa geboren. PBM Construction Germany ist offensichtlich Teil der Intown-Gruppe, welche wiederum zu Dayans Firmenreich gehören soll. Klaus Krägel, Baujahr 1960, ist Vorstandsvorsitzender der Holding des Property-Managers DIM Deutsche Immobilien Management. Der Israeli Amir Ramot ist Gründer und Managing Director des Investmentberaters Spark Capital, der Anfang 2018 den 500 Mio. Euro schweren Erwerb des Frankfurter Behördenzentrums für Aroundtown einfädelte. Jon Lurie wirkt als Senior Adviser Real Estate bei McKinsey in London und gründete mit dem Beratungsunternehmen ein Joint Venture zur Beratung von Immobiliendeals namens Realty Corporation.