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Studentinnen sind beim Gehalt noch Leichtgewichte

Sonja Smalian
21. Oktober 2009

Die Beschränkung von Managergehältern und Bonuszahlungen wird öffentlich diskutiert und hat auch zu niedrigeren Gehältern für Berufseinsteiger geführt, wie die Umfrage unter Unternehmen bei der diesjährigen Joboffensive ergab (IZ 34/09). Wie die Studenten wiederum ihre Gehaltsaussichten in diesem veränderten Marktumfeld einschätzen, haben wir in einer zweiten Umfrage zur Joboffensive erfragt. Und die Arbeitgeber können sich freuen: Die Studenten zeigen vorauseilenden Gehaltsverzicht – und Frauen sind günstiger zu haben als Männer.

Ihre Gehaltsvorstellungen haben die 573 an der diesjährigen Joboffensive teilnehmenden Studenten angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage bereits vorsorglich nach unten geschraubt. Im Schnitt verlangen sie 4% bis 5% weniger als noch im Vorjahr. Studenten im Erststudium halten somit durchschnittlich 35.159 Euro für ein realistisch erzielbares Einstiegsgehalt, und Studenten im Aufbaustudium 44.340 Euro. Damit haben die Studenten im Erststudium bereits zum zweiten Mal in Folge ihre Erwartungen im Vorhinein zurückgenommen, während die Studenten im Aufbaustudium zumindest im vergangenen Jahr noch von erhöhten Einstiegsgehältern ausgegangen waren.

Das realistisch erzielbare Gehalt entspricht 90% des Wunschgehalts

Gefragt hatten wir aber nicht nur nach dem Gehalt, das sie als realistisch erzielbar einstuften, sondern auch nach dem als angemessen empfundenen Wunschgehalt. Es dürfte kaum überraschend sein, dass das als erzielbar eingestufte Gehalt im Schnitt rund 90% des als „angemessen“ bewerteten Wunschgehalts ausmacht. Unter den Studenten im Erststudium fallen hier besonders die Studenten an Berufsakademien ins Auge: Sie glauben, dass ihr erzielbares Gehalt tatsächlich nur 86% des Wunschgehalts erreichen wird. Bei den Studenten im Aufbaustudium sind es die Frauen, die mit 15% die größte Differenz zwischen Wunsch- und tatsächlich erzielbarem Gehalt vermuten.

Gehaltsunterschiede offenbaren sich auch in diesem Jahr wieder zwischen den Studenten im Erst- und denen im Aufbaustudium: Die im Schnitt eher etwas älteren und berufserfahrenen Studenten im Aufbaustudium erwarten um ein Viertel höhere „Wieder“-Einstiegsgehälter als die eher jüngeren Studenten im Erststudium. An den Universitäten ist diese Differenz besonders stark ausgeprägt. Wer hier ein Aufbaustudium absolviert, möchte mit 50.138 Euro ein um 33% höheres Gehalt erhalten als die Studenten im Erststudium (37.638 Euro).

Frauen verlangen bis zu 15% weniger Gehalt als Männer

Gibt es für die Differenz zwischen Erst- und Aufbaustudium zahlreiche Erklärungsparameter, angefangen von der Berufserfahrung über das Alter bis hin zur Vorbildung, so können damit die Unterschiede zwischen den Gehaltsvorstellungen von Studentinnen und Studenten wohl kaum erklärt werden, dazu sind sie nicht ausgeprägt genug: Tatsache ist, dass die Frauen tiefstapeln. Im Erststudium erwarten sie 4.726 Euro weniger und fordern somit nur 87% des Wunschgehalts der Männer. Erschreckend ist jedoch, dass die Frauen mit zunehmender Qualifizierung ihre Gehaltsvorstellungen nicht an die der Männer angleichen, sondern sogar weiter zurückfallen. Nach einem Aufbaustudium verlangen sie sogar nur 85% eines durchschnittlichen Männergehalts. Das entspricht einer absoluten Differenz von 7.138 Euro im Jahr. Eine selbst auferlegte „Sparmaßnahme“, die einzig den künftigen Arbeitgeber freuen dürfte.

Masterstudenten emanzipieren sich vom Diplom – im Erststudium

Ein weiteres auffälliges Ergebnis der Umfrage ist, dass der durch den Bologna-Prozess eingeführte Abschluss Master, der den Diplomabschluss ersetzt, sich in den Augen einiger Studenten bereits jetzt gegenüber dem Diplom durchgesetzt hat. So halten Master-Studenten im Erststudium ein 13% höheres Gehalt für realistisch als Diplom-Studenten. Mit dieser Einschätzung stehen sie nicht allein da. So hat die Karriereberatung alma mater in ihrer Gehaltsumfrage ebenfalls beobachtet, dass Masterabsolventen mitunter besser entlohnt werden als ihre ehemaligen Kommilitonen mit dem Abschluss Diplom in der Tasche. Doch im Aufbaustudium verhält es sich bei den Teilnehmern der Joboffensive genau andersherum: Dort erwarten Studenten auf Diplom mit 50.222 Euro insgesamt 18% mehr Gehalt als ihre Kommilitonen im Masterstudium und damit sogar leicht mehr als diejenigen Studenten, die einen Master of Business Administration (MBA) erwerben. Der MBA ist der klassische Abschluss, der bereits berufserfahrene Studenten für Führungsaufgaben – und damit Managergehälter – qualifizieren soll. Wieso diese Studenten niedrigere Gehaltserwartungen haben als Diplomstudenten, die einen Fach-Abschluss erwerben, ist nicht klar. Vielleicht tragen die Studenten Sorge, dass ihr Abschluss in der Branche noch nicht anerkannt ist.

Selbsteinschätzung klappt bei den Studenten im Erststudium gut

Bei einem Vergleich der als realistisch eingestuften Gehaltsvorstellungen mit den konkreten Angeboten der Unternehmen ist die Selbsteinschätzung bei den Studenten im Erststudium generell gut. Absolventen mit allgemeinem bzw. immobilienspezifischem Bachelor liegen mit ihren Gehaltswünschen 4% unter bzw. 3% über dem Durchschnittsangebot der Unternehmen für Berufseinsteiger mit diesen akademischen Abschlüssen. Während die Diplomstudenten ihre Gehälter etwas treffsicherer einschätzen und sogar unter den Angeboten der Unternehmen bleiben (-1% bis -6%), überschätzen die Masterabsolventen ihre zu erwartenden Durchschnittsgehälter (7% bis 13%). Größere Enttäuschungen dürften bei den Gehaltsverhandlungen beim Berufseinstieg angesichts dieser realistischen Marktbeobachtungen seitens der Studenten wohl ausbleiben. (sma)

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