Die richtigen Signale im Bewerbungsgespräch senden
Die Körpersprache spielt auch in der beruflichen Kommunikation eine große Rolle. Stimmen die gesendeten Körpersignale mit dem Gesagten nicht überein, verwirrt das den Gesprächspartner. Das ist gerade im Vorstellungsgespräch fatal, wenn der Kandidat seine Kompetenz nicht glaubwürdig vermitteln kann. Mit welchen Signalen uns unser Körper verrät, erläutert der Regisseur und Coach Stefan Spies in seinem Vortrag auf dem IZ-Karriereforum am 21. Mai 2011 in Frankfurt am Main (s. Kasten „IZ-Karriereforum am …“ unten). Im Interview gibt er vorab Tipps, auf was Bewerber im Vorstellungsgespräch und auf einer Jobmesse achten sollten.
Immobilien Zeitung: Herr Spies, welches sind die schlimmsten Körpersprache-Fehler im Vorstellungsgespräch?
Stefan Spies: Da gibt es einige. Die viel zu passiv wirkende Variante geht so: Lady-Di-Blick von unten nach oben, die Hände wie gefesselt aufeinander legen, den Brustkorb nach vorne einknicken – und dann ein Dauerlächeln aufsetzen. Aber es gibt natürlich auch das andere Extrem. Dabei zeigt der Bewerber eine zu hohe Körperspannung, gestikuliert permanent und benimmt sich zu penetrant. Generell gilt, dass der Auftritt zur Lebensgeschichte und zum Alter passen muss – alles andere wirkt aufgesetzt.
IZ: Das sagt sich so leicht. Doch die meisten Verhaltensmuster dürften in einer Stresssituation wie dem Vorstellungsgespräch unbewusst ablaufen. Kann die Körpersprache dann überhaupt aktiv gesteuert werden?
Spies: Wer sich mit seiner Körpersprache nicht beschäftigt, bei dem läuft sie vollständig unbewusst ab. Wer hingegen seinen Auftritt gestaltet, schneidet besser ab.
IZ: Wie können die Signale des Körpers kontrolliert werden?
Spies: Die Körpersprache kann von „außen nach innen“ beeinflusst werden, in dem man beispielsweise die Hände entspannt aufeinander legt, die Fußspitzen gezielt ausgerichtet und das Lächeln kontrolliert. Wer ausschließlich von außen seinen Körper manipuliert, läuft Gefahr, nicht mehr authentisch zu wirken. Nachhaltiger, glaubwürdiger und auch einfacher ist es, über die innere Haltung seinen Auftritt zu gestalten. Denn die Körpersprache drückt die innere Einstellung eines Menschen aus.
Statt körpersprachlicher Merkmale die Gedanken steuern
IZ: Das heißt?
Spies: Möchte jemand in einem Vorstellungsgespräch beispielsweise motiviert wahrgenommen werden, kann er sich vorstellen, was ihn an dieser Stelle oder an diesem Unternehmen reizt, warum genau er motiviert ist. Es ist viel einfacher und nachhaltiger, die Gedanken zu lenken, als an zehn körpersprachliche Merkmale gleichzeitig zu denken.
IZ: Nun nehmen sich Menschen gegenseitig recht unterschiedlich wahr. Wie können sich Bewerber also am besten vorbereiten?
Spies: Die Kandidaten sollten ihre Selbst-Präsentation in dem Vorstellungsgespräch vorher proben und sich ein ehrliches Feedback für ihre Wirkung geben lassen. Eltern sind häufig zu subjektiv und zu begeistert von den eigenen Kindern, um ein qualitativ gutes Feedback zu geben. Gleichaltrigen hingegen mangelt es oft an Kenntnissen über das Berufsleben. Es sollte also jemand sein, der älter und erfahrener ist und dessen Auftreten der Bewerber selbst gut findet. Denn es ist wichtig, dass man nicht irgendeine Rückmeldung erhält, sondern konkrete Verbesserungsvorschläge. Ich empfehle, sich nur einige wenige Ratgeber zu suchen. Wer zu viele unterschiedliche Meinungen hört, ist hinterher eher verwirrt.
IZ: Kleider machen Leute. Doch das gilt auch im negativen Sinne. Welche Fallstricke können bei der Wahl des Bewerbungsoutfits vermieden werden?
Spies: Ein großer Fehler ist es, einfach irgendetwas anzuziehen. Die Kleidung darf nicht signalisieren, dass sich jemand keine Gedanken gemacht hat. Ein zweiter, häufig gemachter Fehler ist, sich zu verkleiden. Der Bewerber darf sich in seiner Haut nicht unwohl fühlen, wenn er überzeugend auftreten will. Wer Peinlichkeiten vermeiden möchte, informiert sich vorher über den Dresscode des Unternehmens, bei dem er sich bewirbt, und passt sich ein wenig an.
IZ: Das Training ist abgeschlossen, der Anzug sitzt und der Bewerber ist auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch. Was gilt es dann noch zu beachten?
Spies: Vor dem Gespräch sollte er dafür Sorge tragen, dass es ihm gut geht und er sich gut fühlt. Das strahlt dann auch automatisch nach außen.
IZ: Also nicht auf den berühmten „letzten Drücker“ verschwitzt ankommen und gedanklich noch bei der Anfahrt sein?
Spies: Genau. Außerdem sollten sich Kandidaten nicht verrückt machen, nach dem Motto „Oh mein Gott, von diesem Gespräch hängt meine ganze weitere berufliche Laufbahn ab.“ Es hilft nicht, einem Vorstellungsgespräch eine Bedeutung zu geben, die es nicht hat. Deswegen ist die wichtigste Regel für einen gelungenen Auftritt, dass der Bewerber nicht zeigt, dass er etwas braucht, sondern dass er etwas zu bieten hat. Er sollte während des Gesprächs versuchen, selbst eine aktive Haltung einzunehmen, also auch Fragen stellen. Bewerber müssen die Einstellung ablegen, dass sie begutachtet werden. Ihre Losung muss vielmehr sein: „Ich will etwas und ich habe auch etwas zu geben.“
Auf der Messe ganz auf den Gesprächspartner konzentrieren
IZ: Vorstellungsgespräche laufen oft recht strukturiert ab. Auf einer Jobmesse haben die Kandidaten jedoch viel weniger Zeit, einen möglichst guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Was ist Ihr Tipp für die besondere Messesituation?
Spies: Vor allem dürfen sich die Besucher von der lauten, engen und unruhigen Atmosphäre nicht ablenken lassen. Damit am Ausstellerstand nicht der Eindruck entsteht, dass der Interessent von Blume zu Blume hüpft, muss er sich während des Gesprächs ganz auf seinen Ansprechpartner konzentrieren und alles andere um ihn herum ausblenden. Wenig hilfreich ist es auch, ein „Ich-möchte-gefallen-Dauerlächeln“ aufzusetzen. Der Bewerber darf lächeln, wenn ihm danach wirklich zumute ist – und dann auch wieder eine andere, beispielsweise interessierte Haltung einnehmen.
IZ: Gibt es denn ein Signal, auf das alle Personalverantwortlichen schauen?
Spies: Ja. Personaler haben ein waches Auge dafür, ob sich jemand verstellt. Die Bewerber können ihre innere Haltung verändern, aber sie sollten sich nicht für jemanden ausgeben, der sie nicht sind.
IZ: Herr Spies, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Sonja Smalian.