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Realitätstest für die Gen Z

Wenn die Krise am deutschen Immobilienmarkt auch sonst nichts Gutes bringt, einen positiven Effekt hat sie vielleicht doch: Sie senkt die Erwartungen der anspruchsvollen Nachwuchsfachkräfte wieder auf ein realistisches Niveau, hofft Soravia-DeutschlandchefStefan Spilker.

Stefan Spilker
16. Februar 2023

Viele Jahre ging es am Immobilienmarkt nur immer weiter nach oben, gleichzeitig sank demografisch bedingt die Zahl der Nachwuchskräfte, die sich für einen Job in der boomenden Branche interessierten – die wenigen, die es gab, waren gefragt wie nie. Das hat im Arbeitsleben einige Blüten getrieben: Mit Mitte zwanzig erkundigten sich die Berufseinsteiger schon im Vorstellungsgespräch bei uns nach dem ersten Sabbatical. Außerdem wurde nach einem Zusatzbonus zum Grundgehalt gefragt und ab wann sie selbst Personalverantwortung übernehmen würden. In unserem Unternehmen, aber auch in vielen anderen Firmen führte diese Einstellung zu einem gewissem Störgefühl.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Klare Ansprüche an den Arbeitgeber zu formulieren finde ich absolut in Ordnung, egal ob bei Berufsanfängern oder bei „Alten Hasen“. Nur sollte der Arbeitnehmer dann auch bitte die entsprechende Leistung bringen und seine Kompetenzen realistisch einschätzen. Wer frisch von der Hochschule gleich Führungsverantwortung übernehmen möchte, sollte sich zumindest darüber klar sein, dass solche Verantwortung klare, bisweilen auch unpopuläre Entscheidungen erfordert. Natürlich ist es verständlich, wenn jemand dann feststellt, dass die Vorgesetztenrolle doch nicht passt. Weniger Verständnis habe ich, wenn sich der selbstbewusste Mittzwanziger anschließend noch über die damit verbundene seelische Belastung beschwert – alles schon erlebt. In Zukunft könnte das zu Konflikten führen. Denn die junge Generation hat bis dato nur den Aufschwung erlebt. Jetzt muss sie jedoch mit anderen Parametern kalkulieren. Unser Geschäft als Projektentwickler ist kein Selbstläufer mehr, nicht für jedes Investment gibt es automatische Gewinngarantien. Umso mehr brauchen wir in den nächsten Jahren junge, gut ausgebildete Leute, die unserem Geschäft bei der Stabilisierungsarbeit helfen. Projekte müssen gegebenenfalls verschoben oder ganz neu aufgesetzt werden, weil die Kalkulationen der Nullzins-Zeit nicht mehr funktionieren. Was im Job ebenfalls nicht mehr funktionieren wird, ist eine überzogene Anspruchshaltung.

Bitte nicht missverstehen: Ich will keinesfalls eine neue „Generation Praktikum“ wie vor 20 Jahren, als junge Fachkräfte von den Unternehmen dreist ausgebeutet wurden. Berufseinsteiger sollen von Start weg ordentlich und angemessen verdienen. Aber die Ansprüche der Jugend an ihren Arbeitgeber sollten sich jetzt bitte wieder normalisieren, damit in dieser Marktphase ein sinnvolles Miteinander in der Firma funktioniert.

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