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Nachwuchs ohne Risikobewusstsein

Krisen frühzeitig erkennen, das funktioniert für Christoph Haub von EY Real Estate mit Erfahrung und einem guten Risikomanagement. An Erfahrung fehlt es aber in vielen Unternehmen.

Christoph Haub
27. Juni 2019
IZ

Vor zehn Jahren befanden wir uns am Ende der Weltfinanzkrise. Die war aus Sicht unserer Branche neu, da der Auslöser aus der Immobilienwirtschaft selbst kam. In den meisten Fällen vorher war und ist es andersherum und die Krisen beginnen in anderen Bereichen: Tulpenkrise, Weltkriege und Weltwirtschaftskrise, Ölkrise, Irakkrieg, Dotcom-Blase oder Brexit, um nur einige Beispiele zu nennen.

Krisen mit Auswirkungen auf den Immobilienmarkt passieren also immer wieder. Was heute hinzukommt: Das schon lange anhaltende Niedrigzinsniveau setzt konstant Anreize, um noch höhere Risiken einzugehen. Im Falle einer auftretenden Krise steigt so auch der mögliche Schaden. Kenntnisse in Wirtschaftsgeschichte schaden zwar niemandem. Ein professionelles Risikomanagement ist für Immobilienunternehmen jedoch unabdingbarer denn je. Doch eine Größe wird oft vergessen: Erfahrung.

An dieser Stelle navigiert die Immobilienwirtschaft gerade im toten Winkel. Und das liegt an einer historisch einzigartigen Situation. Die aktuelle Zyklusphase hält bereits dermaßen lange an, dass in den Unternehmen immer mehr Mitarbeiter tätig sind, die noch nie eine abnehmende Zyklusphase erlebt haben, geschweige denn eine Krise. So wie jeder, der seine Karriere vor zehn Jahren startete. Es gibt eine große Zahl an Unternehmen, denen es in Gänze so geht – ja sogar ganze Geschäftsmodelle kennen lediglich die Sonnenseite des Marktes.

Warum das problematisch ist? In einer beginnenden Krise ist die entscheidende Währung Zeit. Die Zeit, die ein Unternehmen benötigt, um eine Krise überhaupt erst zu erkennen, und die Reaktionszeit, um den entstehenden Schaden zu minimieren. Ein im Unternehmen implementiertes Risikomanagement kann sicher entscheidend helfen. Wohl genauso wichtig ist aber Intuition. Schließlich greifen erfahrene Mitarbeiter auf Lektionen aus vergangenen, vielleicht ähnlichen Situationen zurück.

Das ist aber keineswegs ein Plädoyer gegen den Nachwuchs oder ein Aufruf, nur noch erfahrene Serien-Pleitiers einzustellen. Jedoch muss sich die Branche diesem „Erfahrungsrisiko“ bewusst werden. Und wie es für Autos mittlerweile Tote-Winkel-Assistenten gibt, so verspricht der technologische Fortschritt auch Abhilfe für das Risikomanagement: Big- und Smart-Data können die verwendeten Risikomodelle massiv stärken. Eine gewichtige Rolle kommt zudem künstlicher Intelligenz zu. Sie hat das Potenzial, menschliche Intuition teilweise zu ersetzen – aber sicher nie komplett.

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