Die Krise macht vor den Absolventen nicht Halt
Subprime-Krise, Finanzkrise, Wirtschaftskrise – wer in diesem Sommer seinen Abschluss macht, hat in den vergangenen zwölf Monaten ein Crescendo an Schreckensnachrichten vernommen. Mit den Unternehmen sind auch die Gehälter ins Trudeln geraten. Doch wie sieht es bei den Berufseinsteigern in der Immobilienbranche aus? Müssen auch sie für die Fehler büßen und sinkende Gehälter hinnehmen? Ja, auch die Berufseinsteiger müssen im Schnitt leichte Gehaltseinbußen hinnehmen, aber es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Tätigkeitsfeldern. In einigen gibt es dramatische Einbrüche, in anderen steht wiederum ein deutliches Plus auf dem Gehaltszettel.
Die Berufseinsteiger in der Immobilienbranche erhalten mit 33.360 Euro in diesem Jahr im Schnitt 2,6% weniger Gehalt als im Vorjahr. Je nach Qualifikation reicht die Spanne von 2,1% (Berufsakademie-Abschluss) bis 4,8% (immobilienspezifischer Master/Diplom). Diese Werte ergeben sich, wenn man die durchschnittliche Vergütung verschiedener Abschlüsse betrachtet. Den Zahlen liegen die Angaben der 94 Unternehmen zugrunde, die sich in diesem Jahr an der Joboffensive beteiligt haben. Nachdem 2008 noch 207 Unternehmen die Fragebögen ausgefüllt hatten, waren es dieses Mal – sicherlich auch eine Folge der Wirtschaftskrise – deutlich weniger.
Absolventen mit Master/Diplom haben die größten Einbußen
Am stärksten sind die Absolventen mit einem immobilienspezifischen Master oder Diplom von Gehaltseinbußen betroffen (-4,8%). Sie erzielen aber mit im Schnitt 37.938 Euro immer noch die höchsten Einstiegsgehälter. Auch die Studenten mit einem allgemeinen Abschluss haben in diesem Jahr knapp 4% weniger Gehalt in der Tasche. Die Unternehmen kürzen also bei denjenigen am stärksten, die bislang die höchsten Gehälter eingestrichen haben. Auch die Absolventen der Berufsakademien, deren Jahresbruttogehalt bereits rund 5.500 Euro unter dem eines Absolventen mit immobilienspezifischem Bachelorabschluss liegt, erhalten durchschnittlich 2,1% (633 Euro) weniger. Einzig die Auszubildenden können gegen den allgemeinen Trend einen, wenngleich sehr geringen Gehaltsanstieg von 1% auf 26.835 Euro verbuchen.
Deutliche Schwankungen in den einzelnen Tätigkeitsfeldern
Mit Gehaltseinbußen von 2,1% bis 4,8% steht die Immobilienwirtschaft noch relativ gut da. Wie eine Studie der Unternehmensberatung Towers Perrin zeigt, sind die durchschnittlichen Gesamtvergütungen von Berufseinsteigern mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung von Herbst 2008 bis April 2009 um 3,6% gesunken. In Großbritannien gaben die Gehälter im Zuge der Krise sogar drei Mal so stark nach, und zwar im Schnitt um 9,4%.
Doch ein durchschnittliches Gehaltsminus von 2,1% bis 4,8% über alle Tätigkeitsfelder und alle sechs abgefragten Abschlussarten ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich sind die Gehälter in einzelnen Segmenten deutlich abgestürzt und in anderen auch stark gestiegen, wenn davon auch manchmal nur Absolventen mit einer bestimmten Qualifikation betroffen sind. Besonders deutlich wird der Gehaltsrückgang bei den Unternehmen im Segment Immobilienmanagement bzw. der Verwaltung: Hier erhalten Einsteiger mit einem immobilienspezifischen Bachelor, Master oder Diplom nun knapp ein Drittel weniger als noch 2008. Einschränkend muss erwähnt werden, dass in diesem Segment im vergangenen Jahr Spitzenwerte von mehr als 53.000 Euro erreicht wurden – einmalige Ausreißer, die wohl mit besonderer Personalnot einiger weniger Unternehmen zu tun haben. Doch auch die bei den Studenten sehr begehrten Projektentwickler zahlen knapp 10% weniger und die im Investment tätigen Unternehmen greifen ebenfalls nicht mehr ganz so tief in die Tasche: Für Berufsakademieabsolventen gibt es 12% weniger, für Einsteiger mit allgemeinem Master bzw. Diplom nur 8% weniger.
Die Unternehmensberatung Towers Perrin ermittelte bei den Gehältern von Berufseinsteigern mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung bei Finanzdienstleistern Abschläge von 5,8% und in den Ingenieurberufen sogar von 7,2%. Die Durchschnittsgehälter liegen jedoch mit 56.500 Euro bei den Finanzdienstleistern und 53.200 Euro in den Ingenieurberufen deutlich über den in der Immobilienbranche ermittelten Werten.
Doch es gibt mitunter deutlich mehr, und zwar für alle Einsteger bei den Immobilienvermittlern und auch die Asset-Manager/ Vermögensverwalter bieten Bachelorstudenten mit allgemeinem Abschluss knapp 15% höhere Gehälter als vor Jahresfrist. Wer einen immobilienspezifischen Bachelor mitbringt, kann im Facility-Management im Schnitt mit 5% mehr auf dem Gehaltszettel rechnen.
Sind die Berufseinsteiger jetzt in der Talfahrt der Branche mitgefangen, so konnten sie von der Boomphase 2006/07 auch nur sehr kurz profitieren. 2006 stiegen die Einstiegsgehälter, jedoch war das für Studenten an Berufsakademien und Auszubildende nur ein einmaliges Ereignis. Bereits in den beiden Folgejahren sanken die Gehälter wieder. Nur die Studenten mit Master oder Diplom konnten 2006 und 2007, also ein Jahr länger, eine steigende Vergütung verbuchen. 2008 gaben dann auch ihre Gehälter nach, wenngleich nicht so stark wie bei den Berufsakademiestudenten oder den Auszubildenden.
Das Gehaltsgefüge selbst bleibt auch jetzt erhalten: Die Unternehmen vergüten eine immobilienspezifische Ausbildung am geringsten, gefolgt von einem Berufsakademie-Abschluss. Hier dürften, wie auch beim Bachelor, die kurze Ausbildungsdauer von etwa drei Jahren und das niedrigere Einstiegsalter bei der Gehaltsangabe ausschlaggebend sein. Darüber sortieren sich die Bachelorabschlüsse sowie die am höchsten vergüteten Abschlüsse Master und Diplom ein.
Für ein immobilienspezifisches Studium gibt es 2.000 Euro mehr
Eine Immobilienspezialisierung während des Studiums wird von der Branche finanziell honoriert: Beim Bachelor legen die Immobilienunternehmen für das branchenspezifische Spezialwissen 2.608 Euro (8%) drauf und beim Master/Diplom 1.995 Euro (5,5%). Im vergangenen Jahr, als die Unternehmen noch unter dem Fachkräftemangel stärker litten, honorierten sie das Spezialwissen noch mit 2.761 Euro (Bachelor) bzw. 2.502 Euro (Master/Diplom). Der Kampf um gute Köpfe ist auch heute nicht vorbei, aber er wird nicht mehr nur über sehr hohe Gehälter geführt. Mitunter konnten Studenten in den vergangenen Jahren noch vor ihrem Abschluss bereits höhere Gehälter einstreichen als die sie ausbildenden Hochschullehrer. Doch diese Zeiten dürften vorerst vorbei sein. Heute versuchen Unternehmen mit Faktoren wie Nachhaltigkeit und Kontinuität die Absolventen zu überzeugen.
Die 40.000-Euro-Marke wird wieder zur magischen Grenze und konnte in diesem Jahr nur in einem Teilsegment geknackt werden: Wer einen immobilienspezifischen Master bzw. ein Diplom mitbringt, erhält im Investment durchschnittlich 43.500 Euro – deutlich mehr als alle anderen. 2008 lag auch das Durchschnittsgehalt für ein/en immobilienspezifischen/s Master/Diplom mit 39.846 Euro nur knapp unter diesem Richtwert, 2009 sind es nur 37.938 Euro. Das deckt sich mit den Daten der Personalvermittlung und Karriereberatung alma mater, die in ihrer Gehaltsstudie von 2009 Einstiegsgehälter für Hochschulabsolventen von knapp 37.000 Euro im Bauwesen ausweist. Mehr als 40.000 Euro gibt es u.a. im Bankwesen, in der Elektrotechnik, im Maschinenbau sowie, allen voran, bei den Energieversorgern. Der Weg zur magischen Grenze ist jetzt wieder etwas weiter. (sma)