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Heimat oder Harvard?

Die immobilienwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung lockt mit vielen internationalen Bausteinen in die Ferne. Dennoch kann es sich manchmal lohnen, in der Heimat zu bleiben, meint Christopher Bahn, Studiengangsleiter des Master of Advanced Studies in Real Estate an der Universität Zürich/Center for Urban & Real Estate Management (Curem).

Christopher Bahn
28. Januar 2010
Bild: sma

In der Aus- und Weiterbildung darf es nicht teuer und weit genug sein: Der MBA in Harvard, der Master in Oxford, ein Zertifikatskurs in Dubai

Der Vorteil dieser Programme liegt auf der Hand: Die Teilnehmenden haben ein schönes Ambiente und kommen an Orte, die sie sich privat wahrscheinlich nie ansehen würden. Ob die Maßnahme ihren eigentlichen Zweck erfüllt, ist eine andere Frage: Ich erinnere mich noch wehmütig an meine Sprachkurse in Großbritannien zu Schulzeiten, an denen ich viel Spaß hatte und nette Leute kennen gelernt habe. Englisch gelernt habe ich leider nicht, da alle Schüler aus dem nichtenglischen Ausland kamen und die Freizeitaktivitäten im Vordergrund standen.

In der Immobilienbranche kommt noch ein weiterer Nachteil von Kursen internationaler Anbieter hinzu, die keinen Bezug mehr zum Heimatland liefern: „All Business is local!“

Wie kaum eine andere Branche ist die Immobilienwirtschaft stark von nationalen Marktgepflogenheiten und Regulierungen geprägt, die im Rahmen von internationalen Programmen kaum vermittelt werden können. Eine ambitionierte immobilienwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung hat sich natürlich auch auf internationale Trends zu beziehen, muss jedoch vor allem die Teilnehmenden befähigen, im lokalen (bzw. nationalen) Markt erfolgreich tätig zu sein. Für die Arbeitgeber (und letztendlich die Arbeitnehmer) ist daher eine Aus- und Weiterbildung im deutschsprachigen Raum von weitaus größerer Nützlichkeit als ein Seminar in Harvard, auch wenn das Ambiente dort vielleicht interessanter ist.

Ein (längerer) Auslandsaufenthalt hat immer den Vorteil, die eigenen interkulturellen Kompetenzen zu stärken und die Eigenheiten von internationalen Projektteams kennen zu lernen. Gerade im Immobilienbereich wird diese Kompetenz wahrscheinlich nur im Ausnahmefall zur Anwendung kommen. Die Kontakte zu regionalen und nationalen Professionals, die sich in den Programmen der deutschsprachigen Länder als Teilnehmende oder Dozierende finden, sind häufig von größerer Wichtigkeit. Ein gewisses internationales Flair wird in allen Programmen durch Dozierende aus dem englischsprachigen Ausland erreicht, die sich thematisch jedoch zumeist auf global relevante Fragestellungen beschränken. Ansonsten steht eindeutig das durch nationale Gepflogenheiten geprägte „Handwerk“ im Vordergrund, das sich in internationalen Programmen nicht vermitteln lässt.

Fazit: Wenn Sie einen schönen Urlaub machen wollen und nebenher noch etwas über die Immobilienbranche lernen möchten, fahren Sie nach Harvard – der Aufenthalt wird Ihnen unvergessen bleiben! Wenn Sie Ihre Kompetenzen upgraden oder sich sogar auf eine Führungsposition in der Immobilienbranche vorbereiten wollen, bleiben Sie zuhause, lernen Sie das Handwerk, und knüpfen Sie Kontakte zu anderen Professionals, mit denen Sie im beruflichen Alltag häufig zu tun haben – das bringt Ihnen mehr ein!

Schreiben Sie an leserbrief@immobilien-zeitung.de

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