"Ein guter Zeitpunkt, um zu gehen"
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat vergangene Woche die Bilanz für 2010 vorgelegt. Für Rainer Konopka sind es die letzten Zahlen. Den Bereichsleiter für das gewerbliche Immobilienkreditgeschäft zieht es nach 16 Jahren LBBW in den Vorruhestand. Sein Abschied fällt ihm angesichts der mit der EU-Kommission abgestimmten Verkleinerung der Geschäftsbasis nicht ganz so schwer.
In der ganzen Welt wollte die LBBW Kredite für Gewerbeimmobilien vergeben. Tokio, Singapur, Australien, Osteuropa und auch Russland standen noch im Spätsommer 2008 auf dem Expansionszettel von Konopka. Dann kam die Finanzkrise und die Rückbesinnung auf den Heimatmarkt. Im Ausland finanziert die Landesbank Gewerbeimmobilien seither nur noch in den USA und in Großbritannien.
Der Restrukturierungsplan ist, zumindest was die strategische Aufstellung angeht, abgeschlossen. Jetzt steht der Personalabbau auf dem Programm. Konzernweit sind davon 2.500 Mitarbeiter betroffen. Auch Konopkas Einheit muss einen Beitrag dazu leisten. „Wir beginnen im Laufe des nächsten Jahres mit den Gesprächen“, sagt er. In anderen Konzernbereichen seien diese bereits angelaufen. Bis 2013 soll der Verkleinerungsprozess endgültig abgeschlossen sein.
Abschied aus freien Stücken
Konopka wird dann nicht mehr mit von der Partie sein. Sein Entschluss, in diesem Jahr zu gehen, stehe seit langer Zeit fest und habe nichts mit dem anstehenden Personalabbau zu tun: „Ich bin nicht Teil des Plans“, versichert er. Seinen Posten wird Thorsten Schönenberger übernehmen, der von der Landesbank Hessen-Thüringen zu den Stuttgartern wechselt.
Mit Stolz und ein bisschen Wehmut blickt Konopka auf das Geleistete zurück. In seiner Amtszeit steigerte sich das Kreditneugeschäft von umgerechnet 0,6 Mrd. Euro im Jahr 1995 auf 7,5 Mrd. Euro im Jahr 2007. Das Kreditbuch verneunfachte sich zwischen 1995 und 2008 auf 27,5 Mrd. Euro. Gleichwohl, schränkt Konopka ein, sei das Wachstum nicht organisch gewesen, sondern teilweise durch Übernahmen getrieben.
Die Spitzenwerte werden wahrscheinlich für längere Zeit in Stein gemeißelt sein. Auf etwa 20 Mrd. Euro soll der Kreditbestand bis 2013 schrumpfen. Das Neugeschäft dürfte sich mittelfristig zwischen 3 Mrd. und 4 Mrd. Euro einpendeln. Dass es Konopka leichter fällt, in Zeiten des Rückbaus von seinem „geliebten“ Job Abschied zu nehmen (O-Ton: „Banker zu werden war das Beste, was mir passieren konnte.“) als in einer Phase des beinahe grenzenlosen Wachstums, dafür braucht es keine näheren Erläuterungen. Vermissen werde er seine Profession trotzdem, schließlich „ist es ein Unterschied, ob man das Sony-Center finanziert oder im Garten Tulpen setzt“ – eine der privaten Leidenschaften Konopkas neben dem Reiten.
Für seinen Nachfolger hält er den Zeitpunkt der Verantwortungsübernahme aber für günstig, zum einen weil die Aufräumarbeiten beschlossen und eingeleitet sind. Zum anderen weil das Neugeschäft jetzt wieder losgehen kann, nachdem in den Jahren 2008 und 2009 nur wenige neue Kredite zugesagt wurden. „Daher glaube ich doch, dass es ein guter Zeitpunkt ist, um zu gehen“, so Konopka.
Für den LBBW-Konzern scheinen die Zeiten auch wieder etwas rosiger zu werden. Den nach IFRS-Zahlen ermittelten Jahresfehlbetrag von 1,5 Mrd. Euro aus dem Jahr 2009 konnte die Landesbank im vergangenen Jahr auf -347 Mio. Euro drücken. Der Start in das laufende Geschäftsjahr ist ebenfalls ordentlich gelaufen. Nach vorläufigen Zahlen stieg das Ergebnis nach Steuern auf 352 Mio. Euro (Vorjahr: 136 Mio. Euro). Konkrete Zahlen zum Immobiliengeschäft lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.