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Georg Starcks Weg führt von Blackstone zum Pflegebauernhof

Trotz einer beeindruckenden Karriere hat Georg Starck die Bodenhaftung nie verloren. Nach einem Posten als Geschäftsführer in der Logistiksparte des Blackstone-Kosmos führen ihn Herz und Verstand zu einem besonderen Projekt. Mit ihrer eigenen Stiftung setzen sich Georg und Astrid Starck für Mensch, Tier und Umwelt ein. Das Hauptaugenmerk liegt zurzeit auf einem Pflegebauernhof für mehrere Generationen. Die Logistik lässt Starck aber nicht ganz los.

Anke Pipke
25. Juli 2024

„Georg, du hast jetzt das Ende deiner Karriere erreicht, da kann nicht mehr viel kommen.“ An diesen Satz erinnert sich Georg Starck heute noch. Er ist vor wenigen Jahren in einem Gespräch mit einem guten Bekannten gefallen. Damals war Starck Deutschland-Geschäftsführer bei Mileway, der Plattform für Logistikimmobilien des US-Finanzinvestors Blackstone. Der Satz blieb ihm noch länger im Sinn, es arbeitete fortan in dem ambitionierten Manager.

Mit 16 Jahren hatte der Gymnasiast Starck als Tischlergeselle seine berufliche Laufbahn in der Südpfalz begonnen. Über den zweiten Bildungsweg erlangte er das Fachabitur, das ihm den Weg an die Fachhochschule zum Studium zum Bauingenieur, Fachbereich Baubetrieb ebnete. Es folgten mehrere Jahre, die Starck als Bauleiter bei einem Karlsruher Bauunternehmen verbrachte, anschließend zog es ihn als Projektleiter zu einer Wohnungsbaugesellschaft in Ludwigshafen.

Ums Wohnen ging es dann auch bei einem Großvorhaben in Frankfurt, das er begleitete. 2006 kam der Schwenk in die Logistik. Fortan zählte Starck etwa ING Real Estate zu seinen Arbeitgebern, als Head of Asset and Property Management sowie als Geschäftsführer war er insgesamt fast sechs Jahre lang für Alpha Industrial tätig. Den Posten als CIO bei Verdion bekleidete er von 2018 bis Mitte 2020 – bis Mileway bei ihm anklopfte. „Manch einer sagt, du hast aber oft gewechselt. Ich sage, ich habe mich konsequent weiterentwickelt“, erklärt Starck.

Und dann, im Jahr 2023, mit 53 Jahren als Deutschland-Chef bei Mileway soll damit das Ende erreicht sein? „Ich habe mich gefragt, was denn da noch kommen kann – was denn da noch kommen muss“, erzählt Starck. Seine Antwort: „Es ist Zeit für eine Pause.“ Break.

Die Zeit bei Mileway empfand der Country Manager als außerordentlich anstrengend. Von seinen drei Jahren im Unternehmen waren zwei deutlich geprägt von den Herausforderungen, die die Corona-Pandemie und die Lockdowns mit sich brachten – zusätzlich zu den ohnehin ambitionierten Zielen Blackstones. „Ich habe mit 16 Mitarbeitern angefangen, zum Schluss waren es etwa 40.“ Die Einarbeitung musste oft per Videocalls erfolgen, ein persönliches Zusammentreffen war teils erst mehrere Monate später möglich.

Einen harten Schnitt vollzog der Pfälzer im Frühjahr vergangenen Jahres. Er verließ Mileway, orientierte sich neu. Seine Frau machte zu dem Zeitpunkt ein Sabbatical, sein Vater freute sich über die zusätzliche Zeit mit seinem Sohn. Starck hatte inzwischen Wiesbaden verlassen und war zurück in die Pfalz gezogen. Er justierte nun seine Prioritäten und schob das in den Vordergrund, was ihm auch schon zuvor neben seinem Beruf immer am Herzen lag: das Engagement für andere Menschen.

Erfahrungen im Ehrenamt sammelte er seit vielen Jahren beispielsweise mit seinen Aktivitäten für das Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden. „Ich habe das immer gerne mit Sport verbunden“, sagt der leidenschaftliche Ausdauersportler. Auch die Urlaube nutzte das Ehepaar, um sich für hilfsbedürftige Kinder einzusetzen.

Wenn er jetzt seine Laufrunden dreht, schmücken das Trikot die Logos von Sponsoren für seine eigene, gemeinnützige Stiftung, die er zusammen mit seiner Frau gegründet hat. Der Stiftungszweck ist breit aufgestellt: für das Wohlergehen von Mensch, Tier und Natur. Und doch mündet alles in ihrem Hauptprojekt, dem Mehrgenerationen-Pflegebauernhof Hofgut Böhlwiesen im pfälzischen Dorf Schweighofen. Das Areal misst etwa 6.000 qm.

Auf die Idee dazu hatte ihn der durch die Medien bekannte Pflegebauernhof von Guido Pusch in Marienrachdorf gebracht. Nach einem Besuch vor Ort waren für die weiteren Pläne von Georg und Astrid Starck die Schienen gelegt. „Wir wussten: Das ist es.“ Das Projekt der beiden sollte nur etwas breiter gefasst werden. Zu den älteren sollen auch junge Erwachsene auf den Hof ziehen, „um nicht nur eine reine Seniorenblase zu haben“, erklärt Starck. Die Idee ist, dass sich Junge und Alte, Fitte wie Hilfsbedürftige im Alltag unterstützen, zusammen Hühner füttern, Kirschen pflücken und den Hof so betreiben, wie sie es für nötig und möglich halten.

Der aufgegebene Bauernhof inmitten von Schweighofen bietet die passende Kulisse. Das Wohngebäude steht unter Denkmalschutz, wird renoviert und soll Platz bieten für etwa sieben rüstige Bewohner ab 60 Jahren, die nicht Pflege, aber Geselligkeit suchen. Die Umbaugenehmigung dafür liegt bereits vor. Zwei barrierefreie Wohngemeinschaften für insgesamt 22 Menschen mit Pflegegrad finden umgenutzten und neu gebauten Raum im Bereich der heutigen Scheune. Sie werden von einem ambulanten Pflegedienst betreut. Und die Wohnungen für fünf junge Erwachsene aus der stationären Jugendhilfe entstehen im Neubau. Insgesamt plant Starck mit rund 1.700 qm nutzbarer Grundfläche, mehr als die Hälfte davon entfällt auf Wohngemeinschaften. Der Prozess zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan läuft.

Zum Projekt gehört darüber hinaus ein zentraler Treffpunkt, der offen ist für Gäste. Davon hat Starck auch jetzt schon viele um sich herum. Der Netzwerker versteht es, die Gemeinschaft des 600 Einwohner zählenden Dorfs in das Stiftungsprojekt einzubeziehen. Unter spendenbasierter Mithilfe des bekannten Garten-Profis Werner Ollig konnte Starck viele Tatkräftige finden, die die rund 100 Bäume auf dem Hof im Frühjahr stutzten. Und zuletzt fanden etliche Gäste zu einem Sommerfest auf dem Hofgut zusammen, das gar ein ARD-Fernsehteam anlockte. Das Marketing funktioniert: Starck hat bereits eine Liste mit Namen von Interessierten begonnen, die als erste einziehen wollen.

Der gebürtige Pfälzer, der auch den lokalen Dialekt beherrscht, erfreut sich nicht nur der Unterstützung im Ort, auch bei den Behörden wird er willkommen geheißen. „Wenn ich früher mit den Plänen für eine Logistikhalle kam, waren alle zunächst skeptisch“, erinnert sich der Entwickler. „Oft hieß es: zu viel Verkehr, zu viel Lärm, zu wenig Steuereinnahmen. Jetzt kommen wir mit einem Pflegebauernhof und wir treffen direkt auf große Zustimmung.“ Förderlich wertet er auch den beruflichen Hintergrund, den die Starcks mitbringen. Ehefrau Astrid ist Landesbeamtin und kennt sich mit den Gepflogenheiten auf dem Amt aus, er selbst hat das fachliche Wissen für solch ein Immobilienprojekt.

Dass die Starcks das Projekt unter dem Dach einer gemeinnützigen Stiftung aufziehen, begünstigt nicht nur die Hilfsbereitschaft vor Ort, sondern auch die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Das Projektvolumen schätzt Starck auf 5 Mio. Euro. Wichtig ist es den beiden Initiatoren, niedrige Mieten anbieten zu können. „Es soll so sein, dass sich die Leute den Wohnraum auch leisten können.“ Der Profit stehe für Starck nicht im Vordergrund. „Wir machen das nicht, um daraus ein Businessmodell zu entwickeln“, räumt er ein. Dennoch sei er sich sicher, dass sich das Projekt auch betriebswirtschaftlich tragen würde.

Der Bauernhof bindet derweil nicht nur Geld, sondern auch jede Menge Zeit. Starck investiert sie gerne. Bei der Immobilienbranche behält er aber mit seinem Büro Immostarck einen Fuß in der Tür. Seit Februar ist er für seinen ehemaligen Arbeitgeber Verdion tätig – diesmal als externer Berater. Er soll den auf Logistik- und Industrieimmobilien spezialisierten Entwickler und Asset-Manager beim Wachstum unterstützen. „Es muss aber noch genug Zeit bleiben für die Stiftung“, betont der 54-Jährige. Rückblickend auf das vergangene halbe Jahr, sagt er, funktioniere die Kombination ganz gut. Ohnehin gibt es viele Querverbindungen zwischen den beiden Welten. „Seit etwa 2007 sammele ich Spenden für soziale Projekte in der Branche“, berichtet Starck. Bis heute gebe es treue Partner wie Drees & Sommer, Bremer Bau, Architekturbüro Kühling oder Dachser.

Der nächste Lauf von Georg Starck und seinen Mitstreitern für die Stiftung ist der Marathon in Landau am 3. Oktober. Das Trikot dafür sei schon mit etlichen Sponsoren-Namen bestückt, erzählt er. Aber ein Plätzchen für weitere Unterstützer wäre sicher noch zu finden.

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