← Zurück zur Übersicht

Flexibel sein, um Chancen beim Schopf zu packen

Fast 25 Jahre hat Jörg Banzhaf in der Bau- und Immobilienwirtschaft gearbeitet. Er führte die Geschäfte von Projektentwicklern und Investmentgesellschaften, bevor er mit 53 Jahren aus der Branche ausstieg und heute mit Oldtimern handelt. Ob Karriere planbar ist, welche Fragen sich angehende Führungskrafte stellen sollten und was Erfolg ausmacht, erzählt er im Interview.

Sonja Smalian
28. Mai 2015
Bild: Christian Dietz
Immobilien Zeitung: Herr Banzhaf, wer mit 40 Jahren keine Karriere gemacht hat, der macht auch keine mehr. Stimmt das?

Jörg Banzhaf: Da ist etwas dran. Wer zu lange nur Befehlsempfänger war, hat irgendwann Schwierigkeiten, selbst Entscheidungen zu fällen. Wer Karriere machen möchte, muss sich immer wieder sagen „Ich will“ und „Ich bin bereit zu persönlichen Opfern.“

IZ: Sie traten sechs Jahre nach Ihrem Berufseinstieg Ihren ersten Geschäftsführerposten an. Ist Karriere planbar?

Banzhaf: Nein. Man sollte sich Ziele setzen und flexibel genug sein, um Chancen beim Schopf zu packen.

IZ: Strebten Sie eine Führungsposition an?

Banzhaf: Ja. Als ich ins Berufsleben einstieg, wusste ich, dass ich Karriere machen möchte. Ich wusste aber noch nicht wie.

IZ: Haben Sie Managerbiografien gelesen?

Banzhaf: Nein. Das hat mich nie besonders interessiert. Ich glaube, man muss vor allem authentisch sein, um Erfolg und Spaß zu vereinen.

IZ: Wie lautet nach 24 Jahren in der Immobilienbranche, davon rund die Hälfte als Geschäftsführer, Ihr persönliches Erfolgsrezept?

Banzhaf: Ich habe mich immer für den Job entschieden, bei dem ich am meisten lernen konnte, und nicht für den schönsten Titel auf der Visitenkarte. Dafür habe ich auch hierarchische Rückschritte in Kauf genommen. In professioneller Hinsicht habe ich diese Vorgehensweise nie bereut.

IZ: Für Ihren Berufseinstieg setzten Sie auf einen bekannten Namen.

Banzhaf: Ich wollte nach dem Studium Deutschland von außen sehen. Philipp Holzmann bot mir eine Stelle in der Auslandsabteilung an – Ziel noch unbekannt. Es wurde dann Libyen, nicht gerade das Land meiner Träume, aber eine wertvolle Erfahrung. Als ich zurückkam, waren mir die Entscheidungswege bei Holzmann zu lang. Außerdem hatte ich gelernt, dass sich ein Baukonzern am unteren Ende der Nahrungskette bewegt. Mein Karriereziel war klar: Ich wollte näher an die Organisation von Bauprojekten und die Motivation für die Errichtung von Immobilien heran.

IZ: Sie wechselten zum Projektmanager Arcadis Homola und wurden Geschäftsführer. Später gingen Sie zur ECE und waren dort u.a. als Geschäftsführer für Projektentwicklungen in Ost- und Südosteuropa verantwortlich. Eine Fachkarriere kam für Sie nicht infrage?

Banzhaf: Es hat sich so ergeben und ich habe es nicht bereut. Ich habe aber viele andere getroffen, die in Führungspositionen ganz offensichtlich unglücklich waren, ohne es sich selbst einzugestehen. Jeder sollte sich beizeiten fragen: Bin ich geeignet zur Führungskraft und möchte ich das auch wirklich – nicht nur weil es schmeichelt? Als Führungskraft müssen Sie Menschen einschätzen können, respektvoll und trotzdem klar sein. Sie müssen es aushalten, dass Ihre Mitarbeiter Dinge anders angehen als Sie selbst. Sie dürfen nicht dem Fehler erliegen, eine Sache schnell mal selber für den Kollegen zu erledigen, auch wenn es Spaß macht und schneller geht. Gerade im Mittelmanagement müssen Sie häufig Positionen vertreten, die nicht Ihre eigenen sind. Kurzum, das Leben als Fachkraft ist in vielerlei Hinsicht einfacher und klarer.

IZ: Führungspositionen können auch ein Schleudersitz sein. Bei Atrium European Real Estate und bei Corio Deutschland waren Sie anderthalb bzw. zwei Jahre CIO bzw. CEO.

Banzhaf: Jede Führungskraft muss sich im Klaren sein, dass ihr Job von einem Tag auf den anderen zu Ende sein kann, aus den unterschiedlichsten Gründen. Wer damit nicht umgehen kann, sollte eine solche Position nicht anstreben. Zumal die große Zeit der autokratischen Führungsfiguren vorbei ist. Entscheidungsprozesse sind viel komplexer geworden und deswegen arbeiten heute alle viel teamorientierter.

IZ: Wie wählten Sie Ihre Mitarbeiter aus?

Banzhaf: Fachkräfte müssen fachlich etwas drauf haben. Bei Führungskräften wird es aus den genannten Gründen komplexer. Für mich war es aber auch immer sehr wichtig, dass jemand lernwillig und lernfähig ist. Und gegenseitiger Respekt und Sympathie ist einfach unverzichtbar.

IZ: Erfolg ist für Sie …?

Banzhaf: … ein hohes Maß an Entscheidungsfreiheit und Verantwortung. Außerdem brauche ich das Gefühl, angemessen entlohnt zu werden. Ich glaube, eine erfolgreiche Karriere ist für jeden etwas anderes.

IZ: Auf welche Weichenstellungen sollte man bei der Berufsplanung noch achten?

Banzhaf: Ich möchte nicht mehr in großen börsennotierten Unternehmen arbeiten, weil dort selbst auf der höchsten Hierarchieebene das Wohl des Unternehmens und das der handelnden Personen auseinanderklaffen. In meinem Berufsleben habe ich dadurch bizarre Situationen erlebt. Das brauche ich nicht mehr. Außerdem trifft man dort gerne den typischen Konzernfuzzi – unangenehm.

IZ: Heute sind Sie mit einem Partner selbstständig und haben die Branche gewechselt – zu den Mobilien. Was hat sich verändert?

Banzhaf: Den Geschäften, die ich jetzt mache, fehlen hinten manchmal zwei, manchmal drei Nullen, dafür sind es meine Nullen. Die Mechanismen sind sonst ähnlich.

IZ: Sind Oldtimer eine bessere Kapitalanlage als Immobilien?

Banzhaf: Sie sind auf jeden Fall eine gute Assetklasse und sie machen mir Spaß. Aber wie bei Immobilien sollte man sich mit der Materie auskennen. Bei Youngtimern an der Schwelle zu Oldtimern sind Renditen von 10% und mehr drin. Das finden auch Immobilienprofis unter meinen Kunden interessant.

IZ: Herr Banzhaf, Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Köpfe

Christoph Gröner kann wieder frei über sein Vermögen verfügen

Acht Tage nach Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens über das Privatvermögen von Christoph Gröner hat das Amtsgericht Leipzig seinen Beschluss wieder aufgehoben. Gröner kann nach Zahlung einer Millionensumme frei über sein Privatvermögen verfügen.

Köpfe

Michael Buchholz wechselt zu Gebag FE

Als Geschäftsführer steigt Michael Buchholz bei der Gebag Duisburg Flächenentwicklungsgesellschaft (Gebag FE) ein. Er kommt von Metroloq.

Köpfe

Rotthege ernennt Alexander Bongartz zum Partner

Rund ein Jahr nach seinem Wechsel zu Rotthege hat die Kanzlei den Fachanwalt Alexander Bongartz in die Riege ihrer Partner aufgenommen.