DTZ: Der nächste Deutschlandchef darf ran
Das britische Maklerunternehmen DTZ hat am Montag die Trennung von Deutschlandchef Jörg Nehls und Geschäftsführer Lutz Behrendt bekannt gegeben. Nehls Nachfolger ist Timo Tschammler, der seit April 2008 in London als Managing Director International Investment tätig ist. Tschammler ist somit schon der sechste Leiter des DTZ-Deutschlandgeschäfts innerhalb von acht Jahren.
Die aktuellen Neubesetzungen in Deutschland sind Teil der personellen Restrukturierung des Gesamtunternehmens seit dem Amtsantritt von Konzernchef Paul Idzik Anfang November 2008. In deren Rahmen wurden bereits ein Großteil des Konzernvorstands sowie die Führung für den britischen Markt ausgetauscht sowie die Büros in Österreich und Portugal geschlossen. Zeitgleich mit dem Wechseln in Deutschland gab es personelle Änderungen an der französischen DTZ-Spitze sowie bei der Leitung der Region Asien-Pazifik. „Die Top-Mannschaft hat sich nach ihrem Antritt einen Überblick verschafft und bringt jetzt ihre Leute zum Einsatz“, erläutert Tschammler.
Das Verhältnis zwischen der Londoner und der Frankfurter Zentrale gilt schon lange als angespannt. Insbesondere in schlechten Marktphasen mischten sich die Engländer in das Tagesgeschäft ein und kontaktierten zum Beispiel Kunden unter Umgehung der Deutschen, heißt es von langjährigen Kennern des Unternehmens. Auch Tschammler bestätigt, dass Transaktionsmandate in Deutschland von London aus betreut wurden.
Mit dem 32-jährigen Tschammler erhält DTZ den sechsten Deutschlandchef innerhalb von acht Jahren. Nach hohen Verlusten verließ Mathias Müller im November 2002 das Unternehmen, sein Nachfolger Wilfried Widmann folgte ein Jahr später. In beiden Fällen sollen Unstimmigkeiten mit den Briten die Ursache für die Trennung gewesen sein. Nach eineinhalb Jahren warf auch Jeff Kirchhoff im Juni 2005 das Handtuch. Bis August 2006 leitete dann David Steventon interimsweise das Deutschlandgeschäft, bevor Nehls übernahm.
Tschammler sieht seine Berufung vor diesem Hintergrund auch als Signal. Da er die letzten knapp vier Jahre in London für DTZ tätig war – zuletzt als Managing Director International Investment -, „habe ich zu den Entscheidungsträgern auch einen anderen Zugang, als es in der Vergangenheit vielleicht der Fall war“. In der Berufung des Nordeuropachefs Peter Collins als Geschäftsführer der DTZ Deutschland Holding sieht er einen weiteren Schritt zur internationalen Vernetzung. „Mir ist jetzt erst mal wichtig, dass Ruhe in das Unternehmen kommt“, betont Tschammler. Nach der Restrukturierung sei die Kostenstruktur nun ausgewogen. Gerüchte über Standortschließungen seien falsch, ebenso dass DTZ in Deutschland keine Investmentmakler mehr habe. Die Berufung von ihm als Investmentmann sei hier ein deutliches Zeichen; außerdem bringe er über 15 deutsche Mandate aus London mit. Allerdings werde es nicht in allen Niederlassungen Full-Service-Bereiche geben, bestätigt er Marktinformationen, nach denen DTZ etwa in Düsseldorf das Transaktions- und Vermietungsgeschäft aufgibt und nach einem deutlich kleineren Büro sucht.
Für Nehls kommt die Trennung offenbar überraschend. Noch vergangenen Mittwoch erläuterte er in einem Redaktionsgespräch gegenüber der Immobilien Zeitung seine Pläne für das laufende Geschäftsjahr. Man habe sich mit Nehls und Behrendt in gegenseitigem Einvernehmen auf die Beendigung ihrer Verträge als Geschäftsführer geeinigt, so lautet dennoch die offizielle Lesart.
Nehls übernahm am 1. September 2006 die Leitung von DTZ Deutschland. In seine Amtszeit fällt ein rasanter Personalaufbau und zuletzt auch wieder Abbau. Von rund 150 Mitarbeitern stieg die Belegschaft auf 370 Vollzeitkräfte, zum größeren Teil durch organisches Wachstum. Im Rahmen von Konsolidierungsbemühungen schrumpfte die Zahl zuletzt wieder auf 265.
Im Geschäftsjahr 2007/2008 (1. April bis 31. März) konnte DTZ Deutschland den Umsatz um 52% und den Gewinn um 28% steigern und entwickelte sich damit besser als das Gesamtunternehmen. Für 2008/ 2009 hat DTZ noch keine Zahlen veröffentlicht, DTZ-Deutschland habe aber keinen Verlust gemacht, betont Nehls. (pm)