Der "letzte Ungefeuerte" geht
Maklerkarussell. Nach rund zwölf Jahren verlässt Deutschland-CEO Marcus Lemli den Immobilienberater Savills. Er geht zu CBRE. Offenbar von Entlassungsrunden frustriert, aber freiwillig.
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Marcus Lemli, der seit Juli 2012 als CEO Germany und Head of Investment Europe beim Maklerhaus Savills agiert, wechselt im Juli zum Immobiliendienstleister CBRE. Dort löst der 55-Jährige Kai Mende in der Funktion als Head of Capital Markets ab, die Mende derzeit interimistisch besetzt. Er will sich nach Lemlis Einstand voll auf seine eigentliche Rolle als Deutschland-CEO konzentrieren. Bei Savills wird das German Executive Committee das deutsche Geschäft leiten. Es berichtet direkt an James Sparrow, CEO für die Regionen UK und EMEA.
Lemli fasst nach mehr als zwölf Jahren bei Savills zusammen, dass der Umsatz und die Zahl der Mitarbeiter in dieser Zeit gesteigert werden konnten. Sein zukünftiges Team sieht er als bestens aufgestellt an allen wesentlichen Standorten in Deutschland und in Bezug auf alle Assetklassen sowie auf die Bereiche Debt und Equity. Er sagt: „Ich blicke mit Vorfreude auf die Zusammenarbeit und bin motiviert, gemeinsam mit dem Team die Entwicklung voranzutreiben und das Wachstum im Bereich Capital Markets sowie im gesamten Unternehmen zu fördern.“
Mit Lemli tritt der „letzte ungefeuerte Broker-CEO“ ab, formuliert einer, der lange auch das Savills-Trikot trug. Das ist eine Anspielung auf geschasste Makler-Chefs wie Yvo Postleb (Cushman & Wakefield), Matthias Leube (Colliers) oder Alexander von Erdély (CBRE). Lemli, so mutmaßt der alte Weggefährte, habe selbst gekündigt: „So schnell findet man keinen neuen Job. Außerdem: Wenn ich zwölf Jahre geliefert habe wie Lemli und dann die Flügel gestutzt bekomme – das macht keinen Spaß mehr, in einer reinen Abbauorganisation zu arbeiten.“
Ein ehemaliger Deutschland-Chef eines Maklerhauses hält diese These für plausibel. Die erzwungenen Abbaumaßnahmen seien aus London gesteuert worden, Lemli habe sie nolens volens mitgetragen, aber der Frust sei ihm zuletzt deutlich anzumerken gewesen: „Die haben Capital Markets in Deutschland fast Richtung Nulllinie runtergefahren.“
Einer, den es selbst traf, lobt seinen Ex-Arbeitgeber in höchsten Tönen: Ein sehr fairer Abschied sei das gewesen. Mehr Kosten als Umsatz – das könne auf Dauer nicht gutgehen. Der Büroinvestmentumsatz in Deutschland habe sich schließlich „gezwölftelt, und das ist nicht einfach nur so ein Zyklus, sondern ein echter Paradigmenwechsel“. Auch die anderen großen Maklerfirmen hätten fast alle größere Entlassungen vorgenommen. Und wer das bis jetzt nur zögerlich getan habe, habe den Schuss vielleicht zu spät gehört.
Bei Savills musste im Zuge einer ersten Kündigungsrunde Ende 2023 etwa ein Dutzend Leute weichen, zum Beispiel soll das Handels-Investment-Team fast komplett gegangen worden sein. „Savills hat sich von aller Retail-Kompetenz getrennt, als Retail gerade dabei war, sich zu erholen“, sagt ein Insider. Tatsächlich zieht der Handel mit Shoppingcentern wieder an, ausländische Investoren lockt das justierte Preisgefüge.
Das Kapitalmarkt-Team von Savills soll bei der ersten Entlassungsrunde auf etwa 20 Mitarbeiter eingedampft worden sein, auch die Strukturen wurden umgestellt. Die zweite Runde soll noch nicht lange her sein: „Jetzt mussten noch mal zehn, elf Mitarbeiter gehen, fast alle aus dem Investment.“ Savills kommentiert den Personalabbau auf Anfrage nicht.