Covivio lotst Kollegen vom Bau ins Büro
Daniel Frey hat ein Problem: Er kann nicht so viele Wohnungen modernisieren, wie er gern möchte. Vor allem der Mangel an Ingenieuren und Architekten und deren weiblichen Pendants treibt dem CEO von Covivio in Deutschland Sorgenfalten auf die Stirn. Nun will er mehr Bauleiter aus den eigenen Reihen hochziehen.
Rund 41.000 Wohnungen verwaltet das im französischen Metz beheimatete Immobilienunternehmen in Deutschland. Die meisten der 650 Mitarbeiter hierzulande sind deshalb im Kerngeschäft Property-Management tätig. „Wir haben mittlerweile aber auch 70 Architekten und Ingenieure, die unsere Projektentwicklungen vorantreiben“, erzählt Frey auf der Immobilienmesse Expo Real in München.
Gebaut hat die deutsche Covivio schon zu Kaisers Zeiten. Werkswohnungen als Thyssenkrupp Immobilien bzw. dessen Vorgänger. Zwei Eigentümerwechsel und zwei Umbenennungen später hat Covivio die Bautätigkeit wieder aufgenommen, nicht nur in der angestammten Assetklasse: Am Berliner Alexanderplatz projektiert Covivio ein Hochhaus samt Sockel mit rund 60.000 m2 für Büros, Läden und Wohnungen. Summa summarum türmen sich Developments für 900 Mio. Euro in der Pipeline von Freys Bauteam.
Nicht nur im Neubau, auch im Bestand ist Musik bei Covivio drin – die aber leider nicht immer zu Ende gespielt wird. „Dieses Jahr haben wir für den Bestand ein Modernisierungsbudget von 90 Mio. Euro – wir können aber nur für 80 Mio. Euro modernisieren, weil uns die Leute fehlen“, rechnet Frey vor. Covivio braucht nicht nur Bauleiter, sondern auch Techniker und Controller bzw. kaufmännische Mitarbeiter. Um die 15 bis 20 Stellen sind laufend ausgeschrieben. Drei, vier, fünf Monate kann es schon mal dauern, bis eine Bauleiterstelle besetzt ist.
Um die Personalquelle kräftiger sprudeln zu lassen, setzt Covivio mehrere Hebel in Bewegung: Kollegen sollen als Botschafter auf LinkedIn & Co. für ihren Arbeitgeber trommeln. Zur Nachwuchsgewinnung setzt Covivio auf duale und Werkstudenten. Ein Mentoringprogramm für talentierte Kolleginnen soll diese befähigen, langfristig Führungsaufgaben zu übernehmen. Eine kreative Lösung speziell für die Personalnot bei Bauleitern wurde ebenfalls schon erdacht.
Katja Stiefenhöfer kommt als CFO von Klépierre
Über ungelegte Eier sprechen Frey und Barbara Lipka, Head of Communication von Covivio in Berlin, eigentlich nicht so gern. Im lockeren Ambiente der Expo Real lassen sie sich dann doch entlocken, dass gewerbliche Kollegen von den Covivio-Baustellen gezielt weiterqualifiziert werden sollen, zum Beispiel zum Bautechniker. Der Plan ist, dass sie so auf die Seite der Bauleitung gezogen, quasi von den Baustellen in die Büros gebracht werden. „Das wäre dann im Grunde eine Alternative zur Meisterschule“, sagt Lipka.
Der Gedanke dahinter: Wer nach höheren Weihen strebt, soll diese Neigungen direkt bei Covivio ausleben. „Bevor der eine oder andere, der sich ohnehin weiterentwickeln will, weggeht, kann er sich auch bei uns weiterentwickeln“, erklärt Lipka. Frey macht klar: Wer solche Ambitionen hegt, müsse schon eine breite Erfahrung und eine gewerkeübergreifende Denke mitbringen, die Qualität von Sanitär-, Elektro-, Fliesenarbeiten etc. beurteilen, die Kosten im Griff behalten und den Zeitplan einhalten können.
Das ist indes Zukunftsmusik. Schon trocken ist die Tinte unter dem Arbeitsvertrag der neuen CFO. Frey hatte zuletzt die Rollen des alleinigen CEO und Finanzchefs in Personalunion gespielt und zuletzt auch noch die Zuständigkeit fürs Development übernommen, seit sein Vorstandskollege Marcus Bartenstein ihn verlassen hat. Nun bekommt er zum 1. November Gesellschaft in Gestalt einer Vorständin: Katja Stiefenhöfer. Sie kommt vom französischen Shoppingcentergiganten Klépierre bzw. dessen deutscher Tochtergesellschaft aus Duisburg, wo sie das Rechnungswesen leitete. Mit der Deutschen Annington (heute Vonovia) schloss sie in der Vergangenheit als Prüferin bei KPMG Bekanntschaft, und für die Wohn-AG LEG arbeitete sie von 2017 bis 2019 im operativen Bereich.