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Buhmann Banker

Banken schneiden bei der Umfrage IZ-Trend zum Ansehen der Immobilienberufe auffallend schlecht ab. Auf der Ansehenstabelle landen sie auf Platz 17 von 21 Berufsfeldern. Das Ergebnis ist offenbar eine Spätfolge der Finanzkrise. „Früher haben Banken mit allem Möglichen Geld verdient. Jetzt muss jeder einzelne Kredit echtes Geld verdienen. Das ist die Branche nicht gewohnt“, sagt Wilfried Jastrembski von der Hamburger Sparkasse. Den Frust der Branche über ihre neue Geschäftspolitik kriegen die Institute zu spüren.

Christoph von Schwanenflug
13. Dezember 2012
Bild: IZ

Helmut K. (Name von der Redaktion geändert) war in seiner Stadt eine große Nummer in der gewerblichen Immobilienfinanzierung. 2011 war seine Bank noch großer Aussteller bei der Expo Real, jetzt wird sie abgewickelt. Die Hälfte seines Teams ist bereits von Bord gegangen. Helmut K. kocht über, als er vom Ergebnis der Umfrage hört und spontan etwas dazu sagen soll, er will aber nur zitiert werden, wenn sein Name und der seiner Bank nicht fallen. „Die Leute greifen doch nur Schlagworte aus der Presse auf. Banker sind an allem schuld. Speziell Immobilienbanken werden alle über einen Kamm geschert. Aber ich gehe nicht mit eingezogenem Haupt umher.“ Helmut K. ist nicht der einzige Banker, der beim Reden über den eigenen Berufsstand lieber unerkannt bleiben will. Ein anderer kommentiert das Ergebnis der Umfrage mit den Worten: „Nach der zum Teil erbärmlichen Rolle der Banken in der Finanz- und Wirtschaftskrise habe ich nichts anderes erwartet.“

Was ist ansehensmäßig aus dem einst als honorig geltenden Bankberuf geworden? Die rund 1.600 Teilnehmer der IZ-Umfrage zum Ansehen der Immobilienberufe setzten die Finanzierer auf Patz 17 von 21 Tätigkeitsfeldern. Für einen angeblich systemrelevanten Teil der Wirtschaft ist das ein ziemlich bescheidener Wert – und einer, der anzeigt, dass im eingespielten System von Immobilienunternehmen und Immobilienbanken etwas nicht mehr richtig funktioniert. Der Score von 3,65 liegt jenseits der Bewertung 4 (neutral) und damit im leicht negativen Bereich. Der Banker auf einer Stufe mit Bauträgern (3,67) und Gewerbemaklern (3,69). Das war, als die IZ 2008 nach den Immobilienberufen mit dem höchsten Ansehen fragte, noch etwas anders. Banken landeten damals immerhin noch auf dem neunten Platz. Da muss sich in der Zwischenzeit viel Unmut aufgestaut haben.

„Jeder Kredit muss echtes Geld verdienen“

Wilfried Jastrembski von der Hamburger Sparkasse vermutet, dass das schlechte Ergebnis schlicht das Resultat vieler nicht zustandegekommener Immobilienfinanzierungen in letzter Zeit ist. „Das ist echt erlebte Restriktion bei der Kreditvergabe und das passiert in einer Situation, die nicht stressfrei ist.“ Er räumt ein, dass es für Entwickler oder Bestandshalter schwieriger geworden sei, „die gleiche Finanzierung zu den früher gewohnten Eckdaten einzudecken“. Er wirbt aber auch um Verständnis für den Transformationsprozess der Kreditinstitute. „Früher haben Banken das Kreditgeschäft auch schon mal quersubventioniert. Jetzt muss jeder einzelne Kredit echtes Geld verdienen. Das ist für die Branche ein noch andauernder Gewöhnungsprozess.“ Die Zeiten, als „aufgeklärte Kunden“ bei Banken per Rundruf die Konditionen verglichen hätten, um anschließend bei der günstigsten zu unterschreiben, seien vorbei. „Banken fangen damit an, ihre Dienstleistung mit einem Preis zu versehen, der notwendig ist.“ Es gebe aber auch nicht mehr den Optimismus wie vor der Finanzkrise, „dass sich die Sachen schon irgendwie vermieten lassen“.

Bernd Hütter von der WGZ Bank erinnert daran, dass viele langjährige Beziehungen zwischen Banken und Kunden in der Finanzkrise zerbrochen seien. Das könne in einer solchen Umfrage zum Ausdruck kommen. „Kunden, mit denen man jahrelang vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, werden auf der Ziellinie verlassen, weil die Bank nicht mehr kann. Dadurch sinkt der Wert einer Bank für den Kunden dramatisch in den Keller.“ Früher sei es möglich gewesen, dass man mit einem „guten Banker Fälle vorbesprechen konnte“ und der Kunde danach wusste, woran er war. „Diesen Automatismus gibt es nicht mehr, weil die Möglichkeiten des Beraters in die Bank hinein begrenzt sind.“ Stichwort Risikokontrolle.

Dass A eine Entscheidung trifft, die B wieder rückgängig macht, war indirekt auch das Thema einer Umfrage der Unternehmensberatung René Reif und der TU München. Vertriebler (Markt) und bankinterne Risikokontrolleure (Marktfolge) wurden gefragt, wie sie den Finanzierungsmarkt für Handelsimmobilien beurteilen. Ergebnis: Zumindest für 2012 gaben sich die Vertriebler optimistischer als ihre Kollegen vom Risk-Management. Während 55% der Risikokontrolleure 2012 eine Verschärfung der Kreditrichtlinien erwarteten, waren es auf der Vertriebsseite nur 27%. Für 2013 bot sich das umgekehrte Bild: Nur 18% der Risikokontrolleure glauben an eine Verschärfung der Richtlinien, beim Vertrieb sind es dagegen 45%.

„Nur der Musterschüler bekommt heute noch Kredit“

René Reif, der Immobilienunternehmen hilft, eine Finanzierung zu bekommen, stellt die Lage so dar: „Das Auswahlverfahren, wer einen Kredit bekommt, ist so hart wie noch nie. Die Bank muss den Projektentwickler heute wegen Basel III mit Fragen konfrontieren, die er noch nie gehört hat. Nur der Musterschüler bekommt noch Kredit.“ Dies habe auf Seiten der Unternehmen zu „Unverständnis“, ja einem „Kulturschock“ geführt. WGZ-Bankmanager Hütter dazu: „Der Marktmann belichtet die Chancen, die Marktfolge die Risiken. Das ist gut so und muss auch so bleiben.“

Hütter glaubt wie auch andere seiner Kollegen, dass die Abwicklung der Eurohypo ein Grund für die derzeit schlechte Meinung über Banken speziell in der Immobilienbranche sein könnte. Die Bank hatte Ende März zunächst mitgeteilt, die Immobilienfinanzierung bleibe auf einem niedrigeren Level Kerngeschäft. Kurze Zeit später fällte die Eurohypo-Mutter Commerzbank dann die Entscheidung, die Bank abzuwickeln. „Dass so etwas auf Kundenbeziehungen abfärbt, ist keine Frage.“

Banker glauben an negativen Eurohypo-Effekt

Auch Jan Bettink, Aufsichtsratsvorsitzender der Berlin Hyp und Präsident des Verbandes der deutschen Pfandbriefbanken, sieht den Eurohypo-Effekt in der Umfrage zum Tragen kommen. „Dass die Bank Ende März verkündet, weiter Immobilien zu finanzieren, wenige Monate später dann aber das Ende der Bank verkündet wird, war ein dramatisches Erlebnis für unsere fremdkapitalabhängige Branche. Der Vorgang wirft leider kein gutes Licht auf die Verlässlichkeit der Aussagen von Top-Managern“, sagt Bettink im Interview mit der IZ (siehe „Wir dürfen nicht mehr“ auf dieser Seite).

Die Finanzkrise, so Hütter, habe aber auch gezeigt, dass Banken und Banken nicht dasselbe seien. „Wir haben die Genossenschaftsbanken und Sparkassen früher belächelt. Heute muss man sagen: Sie sind die Gewinner der Krise und erleben eine Renaissance in der gewerblichen Immobilienfinanzierung. Sie haben auch ein besseres Image.“

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