Unternehmen bieten im Schnitt 5,4% mehr Gehalt
Die Weltwirtschaftskrise führte auch in Deutschland zum Stellenabbau – und zu sinkenden Einstiegsgehältern für den immobilienwirtschaftlichen Nachwuchs. Zwei Jahre nach dem Crash stehen in vielen Bereichen die Zeichen wieder auf „business as usual“, und davon profitieren auch die Berufseinsteiger, wie die Umfrage zur Joboffensive zeigt. Besonders Unternehmen aus dem Bereich Investment locken in diesem Jahr mit hohen Gehaltssteigerungen. Freuen können sich Hochschulabsolventen mit immobilienspezifischer Spezialisierung – denn sie werden am besten entlohnt.
Nicht nur 10% mehr Jobs, auch mehr Geld offerieren die Unternehmen in diesem Jahr: 5,4% mehr Gehalt gibt es im Schnitt für die Berufseinsteiger. Damit steigt das durchschnittliche Einstiegsgehalt um 1.805 Euro auf 35.165 Euro (2009: 33.360 Euro). Die Trendwende ist erreicht: Nachdem die Einstiegsgehälter 2008 um 0,6% und im vergangenen Jahr um 2,6% gefallen waren, ist nun erstmals wieder ein Zuwachs zu verzeichnen. Und nicht nur das: Das Durchschnittsgehalt hat fast wieder den Höchststand von 2003 erreicht, als der Nachwuchs im Schnitt mit 35.411 Euro rechnen konnte. Das zeigt die Auswertung der Unternehmensumfrage zur Joboffensive 2010, an der 84 Unternehmen teilnahmen.
Insgesamt reicht die Gehaltsspanne für die verschieden qualifizierten Berufseinsteiger in den unterschiedlichen Teilsegmenten der Immobilienbranche von knapp 27.000 Euro (für einen Berufseinsteiger mit immobilienspezifischer Lehre im Segment Immobilienmanagement/-verwaltung) bis fast 49.000 Euro (für einen Berufseinsteiger mit immobilienspezifischem Master/Diplom im Segment Investment), wie die untere Grafik zeigt.
Krise im Vergleich recht glimpflich überstanden
Dass der immobilienwirtschaftliche Nachwuchs in Deutschland im europaweiten Vergleich mit den geringen Gehaltseinbußen von 2,6% zwischen 2008 und 2009 noch recht glimpflich durch die Krise gekommen ist, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Towers Perrin aus dem Jahr 2009: Denn im Schnitt sind die durchschnittlichen Gesamtvergütungen von Berufseinsteigern mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung über alle Branchen hinweg von Herbst 2008 bis April 2009 um 3,6% gesunken. In Großbritannien gaben die Gehälter während der Krise sogar drei Mal so stark nach, und zwar um 9,4%.
Bis zu 33% mehr Gehalt bieten bestimmte Teilsegmente
In diesem Jahr stehen die Zeichen in der Branche jedoch wieder ganz klar auf Wachstum. Doch die Unternehmen der verschiedenen Teilsegmente greifen unterschiedlich tief in die Tasche für Berufseinsteiger. Das größte Plus gibt es von den Unternehmen aus dem Teilsegment Investment: Hier sind Gehaltssteigerungen von 12,1% bis 33,4% zu beobachten, je nach Abschlussart. Obwohl in diesem Segment im vergangenen Jahr auch sehr hohe Abschläge zu verzeichnen waren, ist damit auch eine deutliche Gehaltssteigerung gegenüber 2008 erreicht worden. Für den Nachwuchs heißt das, dass er in diesem Jahr am höchsten im Investment entlohnt wird. Deutlich mehr – bis zu 19% für einen Absolventen mit immobilienspezifischem Master/Diplom – offerieren die Unternehmen der Kategorie Immobilien-Dienstleistung (Berater, Gutachter).
Mit einem Durchschnittsgehalt von 36.567 Euro liegen sie jedoch nur leicht über dem Gesamtdurchschnitt von 35.165 Euro. Leicht unter dem Gesamtdurchschnitt bleiben die Unternehmen aus dem Bereich Facility-Management und Gebäudetechnik, obwohl sie in diesem Jahr bis zu 18,6% mehr bieten.
Die 40.000-Euro-Marke ist wieder erreichbar
Die Trendwende zeigt sich auch am Knacken der 40.000-Euro-Marke. So gibt es im Segment Investment von den Absolventen eines dualen Studiums an einer Berufsakademie bis zu Absolventen mit immobilienspezifischem Master/Diplom an einer Hochschule durchweg Einstiegsgehälter jenseits der 40.000 Euro. Im vergangenen Jahr war diese magische Grenze nur einmal überschritten worden.
Welche Ausbildung von den Unternehmen besonders honoriert wird, offenbart ein Blick auf die Abschlussart (s. obere Grafik). Über die höchsten Gehaltszuwächse können sich die Absolventen der Berufsakademien (+8,1%) oder einer immobilienspezifischen Ausbildung (+7,4%) freuen. Die Grafik offenbart auch das Gehaltsgefüge der verschiedenen Abschlüsse: Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher auch die Einstiegsgehälter. So erhalten Absolventen mit Master bzw. Diplom im Schnitt 6,7% höhere Einstiegsgehälter als Bachelor-Absolventen. Haben die Master- bzw. Diplom-Absolventen ein immobilienspezifisches Studium absolviert, beträgt die Differenz 5,6% gegenüber Bachelor-Absolventen mit Spezialisierung.
Angesichts dieser geringen Gehaltsdifferenzen sollten Studenten überlegen, ob sich ein Masterstudium für sie im Anschluss direkt lohnt oder ob es nicht schlauer ist, zunächst in den Beruf einzusteigen und nach mehreren Jahren einen speziellen Master draufzusatteln. Die zwei zusätzlichen Jahre im Hörsaal werden von den Unternehmen nur in geringem Maße extra honoriert – oder auch gar nicht!
Immo-Bachelor höher entlohnt als der allgemeine Master
Generell gilt, dass die Unternehmen ein immobilienspezifisches Studium mit höheren Gehältern honorieren als einen allgemeinen Hochschulabschluss z.B. in den Wirtschaftswissenschaften. Bei Bachelor-Absolventen legen die Immobilienunternehmen für das Spezialwissen im Schnitt unverändert 8% mehr drauf. Das entspricht in diesem Jahr 2.887 Euro (2009: 2.608 Euro). Beim Master/Diplom beträgt die Differenz 7,1% bzw. 2.654 Euro (2009: 1.995 Euro).
In diesem Jahr zeigt sich zudem deutlich, dass der immobilienspezifische Bachelor-Abschluss in der Branche angekommen ist und wie hoch er geschätzt wird: Ein Immo-Bachelor wird erstmals im Schnitt höher vergütet als ein Absolvent eines allgemeinen Master- oder Diplom-Studiengangs! Das ist ein absolutes Novum, dass ein Absolvent eines meist dreijährigen Studiengangs ein höheres Einstiegsgehalt erzielt als jemand, der im Schnitt zwei Jahre länger studiert hat.
Die höhere und vermutlich auch schnellere Einsatzfähigkeit eines speziell auf die Branche ausgebildeten Bachelor-Absolventen ist den Unternehmen also bares Geld wert. Das gilt jedoch nicht für alle Unternehmen, sondern nur für die aus den Teilsegmenten Vermittlung, Dienstleistung und Investment. Die Gehaltsaufschläge reichen von 2% (916 Euro) mehr bei den Unternehmen aus der Kategorie Investment über ein Plus von 4,6% (1.591 Euro) bei den Immobilienvermittlern bis zu satten 10% (3.775 Euro) mehr bei Unternehmen aus dem Bereich Immobilien-Dienstleistung. Wer sich also für diese Tätigkeitsfelder interessiert, sollte sich bereits im Bachelorstudium für eine Immobilienspezialisierung entscheiden. (sma)
TIPP
Das nächste IZ-Karriereforum – die erste bundesweite Jobmesse für die Immobilienwirtschaft – findet am Samstag, den 21. Mai 2011 in Frankfurt am Main statt. Zum ersten Karrierforum in diesem Jahr kamen rund 650 Besucher und 25 Aussteller. Integriert in die Jobmesse war ein umfassendes Vortragsprogramm und der 1. RICS-Hochschultag. Weitere Informationen dazu unter www.iz-jobs.de (Menü: Karriere – Karriereforum).