"Guter Journalismus verbindet"
20 Jahre alt ist die Immobilien Zeitung (IZ) in diesem Sommer geworden. Seinen 80. Geburtstag feiert wenige Wochen später, am 16. September, Klaus Kottmeier, der Aufsichtsratsvorsitzende des Deutschen Fachverlags (dfv), zu dem die IZ mehrheitlich gehört. Beiden ist eines gemeinsam, wenn es um das Thema Fachmedien geht: der Vorrang der Inhalte.
1969 kommt Kottmeier vom Bremer Weser-Kurier zum dfv und übernimmt die Verlagsleitung der Lebensmittel Zeitung. Wenige Jahre später tritt er in die Geschäftsführung des dfv ein, deren Sprecher er gut zwei Jahrzehnte lang war. Seit 2003 ist er Vorsitzender des dfv-Aufsichtsrats und hat in dieser Funktion maßgeblich die 2007 vollzogene Beteiligung an der Immobilien Zeitung vorangetrieben.
Für den studierten Juristen war dies ein logischer Schritt: Die in Frankfurt ansässige Verlagsgruppe gehört zu den größten konzernunabhängigen Fachmedienunternehmen in Europa. Und zu den rund 90 Fachzeitschriften in verschiedenen Wirtschaftsfeldern zählen mit TextilWirtschaft, Lebensmittel Zeitung oder AHGZ Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung zahlreiche Marktführer mit Überschneidungen zur Immobilienwirtschaft. Einen eigenen Titel in der Branche gab es jedoch nicht, mit der IZ konnte diese Lücke geschlossen werden.
„Guter Journalismus“ ist das, was Kottmeier zum dfv geführt hat und was er bis heute als die Seele des Unternehmens bezeichnet. „Die sachkundige Beschreibung von Zusammenhängen und Hintergründen, Einordnung und Kommentare sind wichtiger denn je“, beschreibt er die Rolle der Fachmedien. „Die Welt ist unübersichtlicher geworden, die Zukunft des eigenen beruflichen Umfeldes unsicherer. Viele Faktoren, von denen sie abhängt, sind schwer zu durchschauen.“ Hier bieten die Fachmedien professionelle Unterstützung. Das war nicht immer so.
Als Kottmeier 1969 zum dfv kam, dürsteten viele nach Fachinformationen. Die Nachfrage nach Zeitungen, in denen die unterschiedlichen Branchen fundierte und exklusive Informationen erhielten, war enorm. Das Angebot jedoch war gering, und es entwickelte sich erst langsam und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den einzelnen Branchen. Textilwirtschaft und Lebensmittel Zeitung sind die Gründertitel des Verlags, es folgten u.a. Zeitschriften für Marketing, Fleischwirtschaft, Marktforschung, Agrar etc. Erst spät spielte die Immobilienwirtschaft eine Rolle.
Als die IZ 1993 in den deutschen Markt eintrat, war die Immobilienbranche, wie wir sie heute kennen, nicht existent. In der Regel errichteten lokale „Immobilienfürsten“ ihre Projekte. International agierende Maklerunternehmen waren hierzulande genauso unbekannt wie weltweit tätige Immobilienunternehmen. Pressearbeit fand nahezu keine statt. Gleichzeitig wurde Intransparenz bemängelt und auf das Gegenbeispiel England mit seinen zahlreichen Informationsmedien verwiesen. Das ist heute anders.
Heute sorgt die IZ neben vielen anderen Titeln für eine umfangreiche Branchenberichterstattung, sowohl in Print als auch online. Hinzu kommt die stärkere Bedeutung, die Kongresse und Konferenzen als Kommunikationsplattform der Branche bekommen haben. Während die IZ sich an der Düsseldorfer Heuer Dialog beteiligte, trieb Kottmeier den Ausbau des Kongressgeschäfts über die neu gegründete The Conference Group voran. Aus der gemeinsamen Arbeit sind Veranstaltungen wie der Handelsimmobilien Gipfel, der Hotelimmobilien Kongress oder der Fachmarktimmobilien Kongress entstanden. Während der European Finance Week der Maleki Group, die seit einigen Monaten ebenfalls zum dfv gehört, wird Heuer Dialog für die immobilienwirtschaftlichen Inhalte sorgen.
Angesichts dieser zahlreichen Aktivitäten ist dem dfv-Aufsichtsratschef um die Zukunft der Fachmedien nicht bange: „Die Gründe, unsere Zeitungen und Zeitschriften zu lesen, unsere digitalen Inhalte zu nutzen, zu unseren Kongressen zu gehen, sind für unsere Zielgruppen existenziell. Das schafft eine besondere Bindung. Wenn einige meinen, von einer Medienkrise sprechen zu müssen: Anlass für eine Fachmedienkrise gibt es nicht – im Gegenteil.“