Wir werden Rolf Buch vermissen
Der scheidende Vonovia-CEO hat sich als Impulsgeber für die sonst recht mundfaule Branche verdient gemacht, meint IZ-Redakteurin Monika Leykam.
Seit seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren war Rolf Buch Chef des größten deutschen Immobilienkonzerns. Das ist in dieser sehr fragmentierten Branche kein Job wie jeder andere. Ende 2025 gibt er ihn ab – leider. Denn er hat seine herausgehobene Rolle von Beginn an gut genutzt, um wichtige gesellschaftliche Themen rund um das Wohnen anzusprechen und sich zu eigen zu machen. Für den Manager einer gewinnorientierten Immobilienfirma ist das alles andere als selbstverständlich. Die private Immobilienwirtschaft meidet lieber den öffentlichen Diskurs. Statt offen zu erklären, warum sie Geld verdienen muss, beschwert sie sich lieber hinter vorgehaltener Hand über Vorurteile gegenüber „der Branche“, als persönlich in den öffentlichen Diskurs einzugreifen.
Immobilieninvestoren vermitteln oft den Eindruck, die ganze Welt sei für sie schon dann einigermaßen in Ordnung, wenn sich eine finanzierende Bank findet und das Grundstück günstig ist. Rolf Buch dagegen nutzte den kommunikativen Hebel, den ihm seine Position verlieh, immer gerne, um auch die anstrengenden Themen anzusprechen. Zu seinen Anfängen war es der Investitionsstau im altersgerechten Umbau, den er versuchte, in der Öffentlichkeit zu besetzen. Aktuell begeistert er sich für den Gebäudetyp E. Der experimentelle Prozess um diese neue Bauweise ist kompliziert und sperrig, aber Buch schiebt ihn mit dem Optimismus des studierten Maschinenbauers in seinem Konzern an.
Auch vor dem schwierigsten Aspekt seines CEO-Jobs, der Verbindung von gewinnorientiertem Wirtschaften und Bereitstellung von Daseinsvorsorge, hat er sich nicht gedrückt. Dass auch kapitalmarktfähige Immobilienfirmen gesellschaftliche Relevanz haben, war stets Teil seiner Agenda. Den Hebel, den ihm die schiere Größe seines DAX-Konzerns dafür lieferte, hat er auch dafür genutzt.
Natürlich ist ein Topmanager kein Erlöser. Dass Buch kürzlich vollmundig forderte, die Immobilienbranche solle sich endlich von Subventionen unabhängig machen, während es doch gleichzeitig gerade die städtischen Zahlungen für Bürgergeldempfänger und Asylbewerber sind, die die einfacheren Vonovia-Wohnungen seit vielen Jahren zu sehr auskömmlichen Mieten finanzieren, provoziert Kopfschütteln. Trotzdem bleibt die Erkenntnis richtig, dass passive Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung einer Industrie schadet. Und dass auch manche seiner Ideen wie z.B. der Einstieg in den französischen Markt nicht aufgingen – geschenkt. Keinem Manager gelingt alles. Viel wichtiger ist doch, dass hier ein verantwortlicher Entscheider bereit war, darüber nachzudenken, wie die Immobilienindustrie funktioniert und wie wohl ihre Zukunft aussehen könnte. Wer macht diesen Job ab 2026?