Roland Koch will Bilfinger bei PPP "helfen"
Der Aufsichtsrat von Bilfinger Berger hat den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Koch wird dem Vorstand ab dem 1. März 2011 angehören und am 1. Juli 2011 den Vorstandsvorsitz von Herbert Bodner übernehmen. Der Ex-Politiker, dessen Regierung voll auf Public Private Partnership (PPP) setzte, will sich bei Bilfinger auch um diesen Bereich kümmern.
Die Entscheidung für Koch sei einstimmig getroffen worden, widersprach Aufsichtsratschef Bernhard Walter bei einer Telefonkonferenz Gerüchten, der Aufsichtsrat sei bei der Personalie Koch gespalten gewesen. Koch sei neben anderen guten Kandidaten die „allerbeste Wahl“, betonte Walter. „Die immer wieder bewiesene Führungskraft von Roland Koch ist die beste Voraussetzung, die sehr erfolgreiche Entwicklung von Bilfinger Berger fortzusetzen.“ Auch der Vorstand trage die Entscheidung voll mit und begrüße sie ausdrücklich, sagte Vorstandschef Herbert Bodner.
Er freue sich über die Entscheidung und dass ihm einmütig das Vertrauen ausgesprochen worden sei, sagte Koch. Bilfinger Berger habe durch die Entwicklung hin zum Bau- und Dienstleistungskonzern eine „sehr, sehr gute“ Ausgangsposition für die nächsten Jahre. „Der Konzern darf aber auch in Zukunft nicht vergessen, dass er aus dem Ingenieurbereich kommt und dass das Besondere, das auch die Dienstleistungen auszeichnet, diese Nähe zur Lebenserfahrung im Projektmanagement, Bauen und Ingenieurwesen ist“, sagte Koch, der als erster Nicht-Baufachmann an der Spitze des Konzerns dem Bauingenieur Bodner folgen wird.
Auf die künftigen Kollegen bauen
Er habe sich unter mehreren Angeboten für Bilfinger Berger entschieden, weil zwar Beratungstätigkeiten auch interessant seien, er sich aber mit Freude dem „harten Druck von gesteckten Zielen und messbaren Zahlen“ aussetzen möchte. Er wisse sehr wohl, dass die Aufgabe für ihn ein neues Fahrwasser bedeute und er auch auf die Erfahrung seiner künftigen Kollegen bauen müsse, sagte Koch. Andererseits hoffe er, dass er mit seiner Managementerfahrung sowie der Erfahrung in einigen Feldern der Dienstleistung wie etwa bei PPP-Projekten dem Konzern helfen könne.
Koch kann bei PPP zumindest mittelbar auf große Erfahrung verweisen. 2004 erklärte Karlheinz Weimar, der Koch während seiner gesamten Regierungszeit als Finanzminister diente, im IZ-Interview: „Wir werden überhaupt nicht mehr selbst bauen, sondern bauen lassen und dann mieten. Zweitens wollen wir alle Verwaltungsgebäude verkaufen mit Ausnahme solcher, die einen emotionalen Wert haben.“ 2005 verkaufte Hessen das Behördenzentrum Frankfurt. Im selben Jahr folgten 18 weitere Behördengebäude (Leo I), 2007 noch einmal 36 große Immobilien (Leo II). Abnehmer waren geschlossene Immobilienfonds (HypoVereinsbank, Commerz Leasing) bzw. die österreichische CA Immo. Hessen mietete die meisten Gebäude für 30 Jahre zurück. Ein dritter Paketverkauf scheiterte an der Finanzkrise.
30-Jahres-Verträge am Fließband
Auch bei Neubauten setzte die Regierung Koch voll auf privates Kapital. Die Ämter für Bodenmanagement in Limburg, Korbach und Büdingen wurden von Goldbeck bzw. Ofra in PPP-Verfahren erbaut (Heppenheim soll folgen). Auch die Behördenzentren in Fulda und Wiesbaden sowie das Finanzzentrum in Kassel wurden von der Privatwirtschaft vorfinanziert. Hessen mietete jeweils für 30 Jahre. Bauunternehmen in Wiesbaden war Bilfinger Berger. Kochs neuer Arbeitgeber bekam auch einen 80-Mio.-Euro-Auftrag beim Bau der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen. Hessen ist zudem der Schauplatz der bisher größten deutschen Schulsanierung im Wege von PPP (Kreis Offenbach). Auf seine Nähe zur Bauindustrie angesprochen, antwortete Koch auf der Telefonkonferenz, diese Aufträge seien immer „sehr weit weg von ihm gewesen“. (pm/cvs)